Vorbilder für Fabrikanten und Handwerker. Zweiter Theil, Erste Abtheilung, S. 5, 10f.:
"In Betreff der Verhältnisse der einzelnen Constructions-Stücke und ihrer Gliederung, so wie der Anordnung des Verschlusses, wird nun auf die Betrachtung der dargestellten Beispiele von Prachtthüren hingewiesen, welche an musterhaften Monumenten des Alterthums uns übrig geblieben sind. Die eingeschriebenen Zahlen geben die Maaße der Wirklichkeit in Preußischen Fußen, Zollen und Linien an. [...] Blatt 7. Die Thür vom Tempel der Vesta in Tivoli. Über die Lage und Form dieses, zur Zeit des Kaiser Augustus in korinthischer Ordnung erbauten Tempels berichtet schon die Einleitung zur ersten Abteihlung im ersten Theil dieses Werks. Ein Säulen-Kapitäl von demselben ist auf Blatt 5a der genannten Abteilung in genauer Zeichnung zu finden. Sämmtliche Architectur-Theile dieses zierlichen Gebäude sind aus Travertin gearbeitet, und waren ehedem auf ihrer Oberfläche mit einem dünnen Stucküberzug versehen. Die runde Zellmauer ist aus Gerüllesteinen mit ungleichem Netzwerk aufgemauert; sie hatte gleichfalls einen Stucküberzug, auf dem sich einige Spuren von Quaderwerk erhalten haben, welches aber in unserer Zeichnung, mit besonderer Rücksicht auf Thür- und Fenster- Eintheilung, ergänzt wurde. Der Thürsturz besteht aus zwei geraden Blöcken neben einander, der Kranz darüber aus quer durch die Mauer gestreckten Steinen. Die Gewände bestehen aus mehreren Stücken, welche zum Theil breiter als die Einfassung sind, und daher zur Befestigung tiefer in die Mauer einbinden. Verschiedene vertiefte Spuren in der Leibung der Gewände und in der Schwelle dienten zur Befestigung von Zargen und Thürflügeln, welche im Aufriß als Ergänzung angegeben wurde. Die Proportion der ganzen Thür und ihrer Bekleidungstheile unter sich ist eben so elegant als kräftig; noch ist die überwiegende Größe derselben im Vergleich zum Peristyl sehr auffallend, denn das oberste Glied des Thürkranzes liegt selbst etwas höher als die Unterkante des Architravs über den Säulen, und dabei stehen diese so nahe, dass der Gang sowohl als durch das Intercolumnium bedeutend enger sind als die Weite der Thür-Oeffnung. Die Profile der Thürbekleidung zeigen seine Freiheit im Character, ohne aber die Culmination des gutes Styles zu erreichen. Die Kranzplatte erscheint etwas schwach gegen ihre Bekrönungsglieder und gegen die Zahnschnittglieder unter ihr. Die Fenster dieses Tempels werden nebst andern Beispielen aus dem Alterthume erst am Schluß dieses Abschnittes in Betracht gezogen, weil des Zusammenhanges wegen noch ein interessantes Beispiel einer Pracht-Thür aus dem Alterthume hier auszuführen ist."
de