Mit dem Fels im rechten Vordergrund, der als Repoussoir-Motiv in das Bild einführt, der horizontal ausgebreiteten Wasserfläche, der tief in den Hintergrund gezogenen Bergformation, den Wolken und Gegenständen wird eine komplette landschaftliche Komposition vor Augen gestellt. Die perspektivischen Erschließungsmöglichkeiten solcher Räume hatte Schinkel vor allem im Atelier von David und Friedrich Gilly sowie während seines Studiums ab 1799 an der soeben gegründeten Bauakademie ausgiebig eingeübt.
Im Zentrum steht das unter vollen Segeln in bewegter See fahrende Schiff. Das Motiv ist seit dem Altertum eine Metapher für die Kühnheit des Menschen. Es wird hier flankiert von dem kolossalen Fels zur einen Seite und zur anderen von einer Landschaft, deren Küstenstreifen und Berge wehrhaft besiedelt sind. So scheint in allen wesentlichen Komponenten das Thema einer Lebensreise auf, die mit charakterlicher Sicherheit, Mut und Zuversicht angegangen wird. Die auffällige, wie in den Stein gemeißelte Signatur gibt an, wessen Selbstbewusstsein hier zur Jahrhundert- und Epochenwende Bild geworden sind. Das Blatt nimmt wesentliche Elemente einer großen Zeichnung des Pharo von Messina mit dem Felsen Scylla vorweg. Und gut 30 Jahre später, 1831, greift Schinkel das Thema noch einmal auf, indem er sich selbst »als kühnen Schiffer« im Entwurf für das Fresko Die Entwicklung des Lebens auf der Erde in der Vorhalle des Alten Museums darstellt (Wolzogen 1862-1864, Bd. 2, 1862, S. 358, Nr. 9; Abb. H. Börsch-Supan 2007, zu Kat. 296.3).
Text: Heinrich Schulze Altcappenberg (nach dem Eintrag im Katalog Schinkel, 2012)
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