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Kupferstichkabinett [SZ Menzel N 319]
http://www.smb-digital.de/eMuseumPlus?service=ImageAsset&module=collection&objectId=1059468&resolution=superImageResolution#1593654 (Kupferstichkabinett, Staatliche Museen zu Berlin CC BY-NC-SA)
Herkunft/Rechte: Kupferstichkabinett, Staatliche Museen zu Berlin / Jörg P. Anders (CC BY-NC-SA)
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Ungemachtes Bett

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Beschreibung

Schon der junge Menzel war der Faszination des Sachlichen erlegen. Vor allem als Zeichner entwickelte er die lebenslange Neigung, der Darstellung toter Gegenstände durch seine dahinter verborgenen Gedanken eine surreale Dimension zu verleihen. Diese »objects trouves« leben nur vordergründig von ihrer Dinghaftigkeit. Meist suggerieren sie verschlüsselte Botschaften, Allegorien ganz persönlicher Natur, die auch von den Trugbildern der Wirklichkeit zeugen. Die Illustrationen zu den »Werken Friedrichs des Großen«, aber auch viele der freien Zeichnungen sind gekennzeichnet durch den Hintersinn, den Menzel dem abgebildeten unbelebten Objekt verlieh. Besonders geeignet, mit neuem, geheimem Leben erfüllt zu werden, schienen ihm leere Hüllen, die, verlassen von eigenem oder menschlichem Leben, auf seinen Blättern ein »Stilleben« führen, ohne daß die ästhetische Wirkung einer Stilleben-Komposition angestrebt ist. Die Magie solcher Darstellungen hohler Rüstungen etwa, hingeworfener Kleider, abgelegter Schuhe, leerer Austern, von Totenschädeln oder auch verlassener Betten liegt in ihrer Doppeldeutigkeit. Schon in seinen frühen graphischen Arbeiten fand Menzel dadurch die Möglichkeit, eigenen, auch kritischen Gedanken Ausdruck zu verleihen, wo er an die Konvention eines Auftrages gebunden war. Die im Skizzenbuch von 1836 mehrfach variierten, zerknüllten Kissen, ebenso ein aufgebettetes Sofa, zeigen das Bemühen des jungen Menzel, das Spezifische zu erfassen, ohne die Souveränität des vorliegenden Blattes zu erreichen. In diesen frühen Jahren des Broterwerbs durch Lithographiertätigkeit studierte er intensiv Dürers Graphik. Ob er dessen gezeichnetes Selbstbildnis mit Kissen und den sechs Kissen auf der Rückseite von 1483 gekannt hat, wissen wir nicht (Friedrich Winkler: Die Zeichnungen Albrecht Dürers, Berlin 1936, Nrn. 27 und 32).
Anfang der vierziger Jahre entstanden einige Zeichnungen seines Bruders in einem zerwühlten Bett, Modellstudien zu dem im Todeskampf vom Lager sinkenden Cato für die Holzschnittvignette zu den »Werken Friedrichs des Großen« (Elfried Bock: Adolph Menzel. Verzeichnis seines graphischen Werkes, Berlin 1923, Nr. 947; vgl. auch die Vignette zur »Epistel an das Bett des Marquis d´Argens« Bock 1923, Nr. 954). 1847 malte er einen Blick in seinen Schlafraum in der Ritterstraße 43. Das Bett wird durch eine flüchtig darüber geworfene, dünne Decke zwar verhüllt, bestimmt aber sehr dominant vor einem hellen Fenster den Vordergrund. Die Suggestion, die im scheinbar Zufälligen des Bildaufbaus liegt, zeigt Menzels Eigenwillen schon früh und hebt seine Innenräume ab von der freundlichen Allgemeinheit biedermeierlicher Interieurs. Auch der Reiz unserer Zeichnung des Bettes liegt in der stummen Beredsamkeit ihrer gleichsam herausfordernd vorgetragenen banalen Realität.

Text: Marie Ursula Riemann-Reyher, in: Das Berliner Kupferstichkabinett. Ein Handbuch zur Sammlung, hg. von Alexander Dückers, 2. Auflage, Berlin 1994, S. 386, Nr. VII.36 (mit weiterer Literatur)

Material/Technik

Schwarze Kreide, gewischt, mit weißer Kreide gehöht, auf Papier; unten links monogrammiert: "A.M."

Maße

Blattmaß: 22,0 x 35,5 cm

Links/Dokumente

Kupferstichkabinett

Objekt aus: Kupferstichkabinett

Das Kupferstichkabinett ist das Museum der Graphischen Künste bei den Staatlichen Museen zu Berlin. Es bildet dort das Sammlungs-, Kompetenz- und...

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