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Kupferstichkabinett [KdZ 5087]
http://www.smb-digital.de/eMuseumPlus?service=ImageAsset&module=collection&objectId=1038282&resolution=superImageResolution#1850924 (Kupferstichkabinett, Staatliche Museen zu Berlin CC BY-NC-SA)
Herkunft/Rechte: Kupferstichkabinett, Staatliche Museen zu Berlin / Jörg P. Anders (CC BY-NC-SA)
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Sitzender bärtiger Mann, im Hintergrund Menschen- und Reiterzug

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Beschreibung

Wilhelm Bode 1880 führt das Blatt als Darstellung eines Schlächters an seiner Auslage, in der Ferne ein Zug von Leuten, bereits als Arbeit Elsheimers in der Sammlung Adolphs von Beckerath auf. Für Bodes Deutung spricht das Messer (?) in der Rechten des bärtigen Turbanträgers, der offensichtlich im Begriff ist, den vor ihm liegenden, fladenartig flachen Gegenstand mit dem Messer in seiner Rechten zu bearbeiten, denn er hat bereits den rechten Ärmel hochgekrempelt, um seine Bewegungsfreiheit zu erhöhen. Auf einer Kiste zu seiner Linken steht oder liegt ein bauchiger Gegenstand. Er hat, als Geldbeutel erkannt, Bode später zur Identifizierung des grimmigen Bartträgers als Judas veranlaßt.
Ungeklärt ist weiterhin, ob der von hinten herannahende Reiter- bzw. Prozessions- oder Gefangenenzug mit der Vordergrundfigur thematisch zusammengehört, es sich hier also möglicherweise um die Abführung Christi nach Judas’ Verrat handeln könne, oder ob wir es hier nicht eher mit einer skizzenbuchartig angefügten und thematisch nicht mit der Hauptdarstellung verbundenen Szene zu tun haben.
Für eine thematische Verknüpfung der Darstellungsgegenstände auf dem Blatt spricht die innere Monumentalität und der abgeschlossene Charakter der kleinen Skizze. Durch den Größenunterschied der rasch hingeworfenen Figur vorne und dem aus der Tiefe nach vorn heranschreitenden und im Mittelgrund nach rechts weggeleiteten Figurenzug entsteht eine kompositorische Spannung, die dem kleinen Blatt eine erstaunliche räumliche Präsenz verleiht, die eher an Elsheimers gemalte Kupfertäfelchen im Querformat erinnert, etwa Tobias und der Engel im Frankfurter Historischen Museum, oder Apollo und Coronis in Liverpool, als an die wenigen anderen im heute noch belassenen Federzeichnungen.

Die Basis für Zuschreibungen von Zeichnungen an Adam Elsheimer ist außerordentlich schmal. Signierte und datierte Blätter existieren nur aus seiner Frühzeit. Das letzte datierte stammt von 1600, dem Jahr der Umsiedelung nach Rom. Ferner lassen sich kaum festen Beziehungen der Zeichnungen zu authentischen Gemälden oder den ebenfalls umstrittenen druckgraphischen Arbeiten des Künstlers herstellen, die Datierungsanhaltspunkte vermitteln würden. Und zuletzt tritt hinzu, daß Elsheimers subtile Feinmalerei auf Kupfer einen ganz anderen Charakter hat, als seine höchst dynamisch, rasch und roh hingeworfenen Zeichnungen, was die Zuschreibung und Chronologie der Blätter weiter erschwert.

Die kleine Zeichnung der Sammlung von Beckerath steht in engem Zusammenhang mit zwei Berliner Skizzenblättern Elsheimers und einem weiteren mit einer Gefangenenszene im Amsterdamer Rijksmuseum. Wie bei den meisten anderen Skizzen Adam Elsheimers läßt sich kein direkter Bezug zu einem Gemälde nachweisen. Gleichwohl gehört die Berliner Zeichnung zu den wenigen heute noch weithin anerkannten Zeichnungen des früh verstorbenen Meisters. Gut vergleichbar ist der ungeschlachte Turbanträger etwa mit dem markanten Männerkopf mit geöffnetem Mund auf dem Skizzenblatt der Sammlung von Beckerath (KdZ 5024). Sehr wahrscheinlich sind die Berliner Skizzen- und die stilistisch zugehörigen übrigen Blätter in der ersten römischen Zeit entstanden, dem ersten Jahrfünft des 17. Jahrhunderts.

Text: Michael Roth in: Kunstsinn der Gründerzeit. Meisterzeichnungen der Sammlung Adolf von Beckerath. Kupferstichkabinett Staatliche Museen zu Berlin 30.11.2002 - 23.3.2003. Berlin 2002, S. 116f., Kat. 43 (mit weiterer Literatur)

Material/Technik

Federzeichnung in Braun

Maße

Höhe x Breite: 8,6 x 14 cm

Links/Dokumente

Kupferstichkabinett

Objekt aus: Kupferstichkabinett

Das Kupferstichkabinett ist das Museum der Graphischen Künste bei den Staatlichen Museen zu Berlin. Es bildet dort das Sammlungs-, Kompetenz- und...

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