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Münzkabinett Medaillen 20. Jh. bis heute [18234830]
https://ikmk.smb.museum/image/18234830/vs_org.jpg (Münzkabinett, Staatliche Museen zu Berlin Public Domain Mark)
Herkunft/Rechte: Münzkabinett, Staatliche Museen zu Berlin / Lutz-Jürgen Lübke (Lübke und Wiedemann) (Public Domain Mark)
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Goetz, Karl: Untergang der Lusitania (englische Kopie)

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Beschreibung

Zweiseitiger Eisenguss. - Das Passagierschiff 'RMS Lusitania' der britischen Reederei 'Cunard Line' wurde am 7. Mai 1915 auf dem Weg von New York nach Liverpool von einem U-Boot der deutschen Kaiserlichen Marine vor der Küste Irlands versenkt. Es kamen dabei 1.198 Menschen ums Leben, davon 128 US-Amerikaner. Die 'Lusitania-Affäre' brachte bis Februar 1917 die Einstellung des uneingeschränkten U-Boot-Krieges durch Deutschland. Vorherige Warnungen über eventuelle Angriffe der Deutschen wurden in den Wind geschlagen - der Luxusliner galt als unsinkbar. - Das Datum des Untergangs des Schiffes ist auf der Medaille mit dem 5. Mai 1915 falsch angegeben, Goetz selbst korrigierte den auf einen deutschen Zeitungsbericht zurückgehenden Fehler bei späteren Exemplaren (die erste Version des Originals stammt schon von August 1915). Zu Propagandazwecken ist die Goetzmedaille in Großbritannien im Auftrag des ‚Lusitania Souvenir Medal Committees’ nachgegossen worden. Der Verkaufserlös ging an das ‚St. Dustan’s Blinded Soldiers and Sailors Hostel’. Gesteuert wurde die Kopienproduktion durch das War Propaganda Bureau (bekannt als ‚Wellington House’), welches 1916 zunächst 50.000 Kopien herstellen ließ, ab Juli des Jahres plante das Aussenministerium dann mit 10.000 Exemplare pro Woche. Vertrieben wurden diese Medaillenkopien auch in den Vereinigten Staaten. Die Nachfrage blieb offensichtlich bis Kriegsende hoch. Diese Stücke unterscheiden sich vom deutschen Original u. a. durch die Angabe des Datums mit 'MAY' statt 'MAI' und 'GESCHAFT' statt 'GESCHÄFT', auch wurde hier Eisen statt Bronze verwendet. Der Durchmesser des Nachgusses ist geringer. Die Medaillenkopie wurde in einer Pappschachtel verkauft, auf deren Deckel eine Ansicht des Schiffes zu sehen war, im Innendeckel mit der Aufschrift: The 'Lusitania' (German) Medal / An exact replica of the medal / which was designed in Germany / and distributed to commemorate / the sinking of the 'Lusitania.' / This indicates the true feeling the / War Lords endeavour to stimulate, / and is proof positive that such / crimes are not merely regarded favourably, but are given every en-/couragement in the land of Kultur. / The 'Lusitania' was sunk by a / German submarine on May 7th, / 1915. She had on board at / the time 1,951 passengers and / crew, of whom 1,198 perished.
Nach dem Krieg stelle sich heraus, dass das Schiff tatsächlich Munition an Bord hatte. Diese Medaillenkopien wurden als Beleg für deutsche Kriegsverbrechen und im Rahmen der eigenen Propagandaanstrengungen verbreitet. Sie spielen mit dem potentiellen Missverständnis des englischen Betrachters, der diese durch den Medailleur privat gefertigte Medaille als offizielles, staatliches Ordenszeichen (‚medal’) bzw. positiv konnotiertes Erinnerungsstück auf deutscher Seite verstehen musste und angesichts des falschen Datums - zwei Tage vor dem wirklichen Versenkungstag - von einem lang vorher geplanten Angriff auf die Lusitania ausgehen sollte. Dieses Exemplar ist als Beleg vom Auswärtigen Amt des Deutschen Reiches 1917 an das Münzkabinett überwiesen worden.
Vorderseite: Sinkendes Schiff, auf dem Deck Kriegsgerät. Im Abschnitt fünfzeilige Aufschrift.
Rückseite: Menschen stehen an der Fahrkartenausgabe an, an der der Tod die Tickets ausgibt. Im Abschnitt die Signatur K G.
Provenienz: Vom Auswärtigen Amt überwiesen.

Beschriftung/Aufschrift

Vorderseite: KEINE BANN-WARE // DER GROSSDAMPFER / LVSITANIA / DVRCH EIN DEVTSCHES / TAVCHBOOT VERSENKT / 5 MAY 1915 (MAY statt MAI)
Rückseite: GESCHAFT ÜBER ALLES // CUNA / LINIE -/ [C]UNARD -/ FAHRKARTEN/AUSGABE (Ü spitz)

Material/Technik

Eisen; gegossen

Maße

Durchmesser
56 mm
Gewicht
76.24 g

Literatur

  • B. Kluge - B. Weisser (Hrsg.), Gold gab ich für Eisen. Der Erste Weltkrieg im Medium der Medaille. Das Kabinett 14 (2014) 196 f. Nr. B 1 mit Abb. (dieses Stück).
  • G. W. Kienast, The Medals of Karl Goetz (1967) 13-18 Nr. 156.
  • L. Brown, British Historical Medals 1760-1960 III. The Acession of Edward III to 1960 (1995) 104 f. Nr. 4118 (englische Kopie).
  • M. Jones, The Dance of the Death. Medallic Art of the First World War (1979) 19 Abb. 28-29 (Kopie und Original).
  • M. L. Sanders - P. M. Taylor, British Propaganda during the First World War, 1914-18 (1982) 130-131. 174.
Hergestellt Hergestellt
1916
Karl Goetz (Medailleur)
[Zeitbezug] [Zeitbezug]
1901
1900 2002
Münzkabinett

Objekt aus: Münzkabinett

Das Münzkabinett zählt zu den bedeutendsten numismatischen Sammlungen der Welt. Es stellt seine Bestände vornehmlich im Bode-Museum auf der...

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