Wie eine unscharfe, verwackelte Fotografie wirkt dieses Bild auf den ersten Blick. Doch hat der vermeintliche Fotograf nicht das Scharfstellen der Kamera vergessen. Tatsächlich handelt es sich bei dem Bild um ein Gemälde des deutschen Künstlers Gerhard Richter. Es zeigt den Ulmer Publizisten und Sammler Kurt Fried (links) und den Galeristen Hans Jürgen Müller (rechts). Vorlage für das Gemälde war eine Aufnahme eines Ulmer Pressefotografen anlässlich der Feier von Kurt Frieds 60. Geburtstag im Jahr 1966. Nachdem Gerhard Richter an der Hochschule für Bildende Künste in Dresden studiert hatte, siedelte er 1960 in die Bundesrepublik über und führte seine Ausbildung an der Düsseldorfer Akademie fort. Seit 1962 verwendete Richter vor allem Fotografien als Ausgangspunkt für seine Werke. Dabei griff er ausschließlich auf Amateur- und Presseaufnahmen zurück, die den Charakter des Spontanen aufweisen und den Moment des Augenblicks einfangen können. Richter malte die Fotografien jedoch nicht bloß ab, sondern veränderte sie in einer ganz spezifischen Weise. Seine Mittel sind die Unschärfe, eine starke Vergrößerung oder auch die Veränderung von Ausschnitt und Komposition. Dabei bleibt die Vorlage aber immer noch als solche erkennbar. Um die Unschärfe in seinen Bildern zu erzeugen, bediente sich Gerhard Richter technischer Hilfsmittel: Mittels eines Episkops projizierte er die Vorlage auf die Leinwand, zeichnete die Umrisse nach, malte sie aus und verwischte die noch feuchte Farbe. Doch was macht dieses Gemälde von Richter zu einem Highlight? Der abgebildete Ulmer Publizist und Sammler Kurt Fried trug seit den 1950er Jahren eine bedeutende zeitgenössische Kunstsammlung zusammen und organisierte Ausstellungen in seiner nicht kommerziellen Galerie "studio f". 1978 schenkte er dem Ulmer Museum diese herausragende Sammlung, die als "Stiftung Sammlung Kurt Fried", zu der auch das Gemälde von Richter gehört, einer der wichtigsten Bestandteile in der Sammlung des Ulmer Museums einnimmt.
Signiert und datiert rückseitig "Richter XII 66".
Stiftung Sammlung Kurt Fried
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