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Ethnologisches Museum Amerikanische Archäologie [IV Ca 46909 b]
http://www.smb-digital.de/eMuseumPlus?service=ImageAsset&module=collection&objectId=1839793&resolution=superImageResolution#4226251 (Ethnologisches Museum, Staatliche Museen zu Berlin CC BY-NC-SA)
Herkunft/Rechte: Ethnologisches Museum, Staatliche Museen zu Berlin / Peter Jacob (CC BY-NC-SA)
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Stein

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Beschreibung

Kleine, anthropomorphe Skulptur. Die steinerne Figur besitzt einen übergroßen Kopf, der auf einem gedrungenen, tonnenförmigen Körper ruht. Das sitzende Wesen trägt einen hohen Kopfschmuck. Er besteht aus einem Stirnband und drei großen, dreieckigen Federn. Ohren, Augen, Nase, Wangen und Mund wurden im Flachrelief gestaltet. Die Plastik beugt beide Arme und Beine und scheint sich leicht zurück zu lehnen. Ihre Rückseite blieb weitgehend unverziert. Das sehr gut erhaltene Objekt besitzt eine rot-grünliche Oberfläche, die hoch poliert wurde.

Die sitzende Haltung und der Federschmuck der inventarisierten Skulptur scheinen auf eine Person mit hohem Sozialprestige hinzuweisen. Die Gestaltung des Objekts erinnert an die gedrungenen, anthropomorphen Keramiken, die zur Gruppe Guinea Inciso, variedad Guinea (500d.C.-300a.C.) gehören. Soziale und symbolische Bedeutung: Grünsteinobjekte dienten wahrscheinlich als rang- und statusanzeigende Attribute (Hartman 1907: 62). Ihr dunkelgrüner, hellgrüner oder blaugrüner Farbton wurde möglicherweise mit vegetativen Kulten (Miller und Taube 1993: 101f.) und blutlassenden Opferhandlungen (Snarskis 1998: 71) in Verbindung gebracht. Haberland (1961e: 154-60) dokumentierte am Fundort Los Hornos (Isla Ometepe) ein Steinkistengrab, das er als Bestattung eines Schamanen interpretierte. Der Befund zeigt einen Strecker, der mit einem Räuchergefäß, einer Knochenröhre, zwei Keramiken der Gruppe Bocana Inciso, variedad Palmar (300d.C.-500a.C.), einer ringförmigen Tonscheibe und einem polierten Grünstein assoziiert war. Möglicherweise verkörpert auch das inventarisierte Objekt einen Schamanen.

Kulturelle Bedeutung: unter Grünsteinen (chalchihuitl) werden in der Regel Objekte verstanden, die aus Jadeiten, Nephriten, Quarziten oder Albit bestehen. Obwohl die Gesteine eine unterschiedliche Struktur und Zusammensetzung besitzen, scheinen alle Mineralien aus Quellen zu stammen, die sich entlang des Río Motagua (Sierra de Las Minas) befinden (Lange 1993:290). Grünsteinobjekte wurden in den olmekischen Kulturen der mexikanischen Golfküste (300-1200a.C.), auf der Halbinsel Yucatán (1200d.C.-1100a.C.), im zentralen Bergland von Honduras (500-200d.C.) und im Norden von Costa Rica (900d.C.-500a.C.) hergestellt. Aus El Salvador und Nicaragua sind dagegen kaum Grünsteinarbeiten bekannt. Die meisten kostarikanischen Grünsteinobjekte erscheinen in der Phase zwischen 700-300d.C. Die Artefakte wurden in der Regel in Steinkistengräbern dokumentiert, die sich in runden Grabhügeln befanden. Die Beigaben waren mit dreibeinigen Reibtischen, polychromen Keramiken, Obsidianwerkzeugen, Stabköpfen oder Metallobjekten vergesellschaftet (Guerrero 1993: 191-202). Obwohl die meisten Grünsteinarbeiten des Landes in der Region Gran Nicoya und im Atlántico Norte angefertigt wurden, tauchen auch importierte Objekte auf. Sie stellen Anhänger, Scheiben oder löffelähnliche Ritualobjekte dar, die olmekische Verzierungen (Guerrero 2001: 31, Pl. 17) oder klassische Mayaglyphen (Miller Graham 2001: 52, Pl. 28; Stone 1977: 60, Figs. 84, 85) tragen. Das erstmalige Auftreten von Grünsteinobjekten geht in Costa Rica mit dem Erscheinen der zweifarbig zonierten Keramik (500d.C.-500a.C.) einher. Der Niedergang der Fundgattung wird häufig mit dem Zusammenbruch von Teotihuacán (700d.C.-150a.C.) und der Verbreitung von Metallobjekten verbunden. Die Sammlung W.Lehmann umfaßte nach dem Katalog des Berliner Altamerikanisten 340 Grünsteinobjekte, die von 33 verschiedenen kostarikanischen Herkunftsorten stammen. Allein 138 Steinarbeiten sind in Erdaufschüttungen gefunden worden, die sich bei El Viejo befanden.
(Künne 2005)
Sammler: Lehmann, Walter

Material/Technik

Stein

Maße

Objektmaß: 3,1 x 4 x 1,6 cm

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Objekt aus: Ethnologisches Museum

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