Das flache, hohle Objekt verkörpert wahrscheinlich die Basis einer sitzenden, anthropomorphen Figur. Es scheint aus dem Gesäß und den kurzen, gespreizten Beinen einer weiblichen Gestalt zu bestehen. Die nicht fragmentierte Keramik ist beidseitig geglättet und geschlämmt. Ihre Außenseite wurde grundiert und bemalt. Grundierung und Bemalung sind fast vollständig erodiert.
Das Objekt besitzt eine weiß-gelblicher Grundfarbe, die rot-orange und schwarz bemalt wurde. Die Keramik konnte trotz ihrer figürlichen Gestaltung als Behälter verwandt werden. Lothrop (1926) bildet eine ähnliche Gefäßform unter seiner Nandaime ware ab. Stevenson-Day (1997) versteht die vollplastischen Skulpturen der Variante Mandador als weibliche Schamanen. Haberland (1992a) dokumentierte auf der Insel Ometepe einen kleinen, weiblichen Torso aus Stein. Das massive Objekt stellt ebenfalls ausschließlich Gesäß und Oberschenkel dar. Nach Bransford 1881: Sta. Helena ware. Nach Lothrop 1926: Nicoya polychrome ware.
Kulturelle Bedeutung: der Typ Papagayo Policromo steht in der Region Gran-Nicoya am Anfang der polychromen Bemalung auf weiß-gelblicher Grundierung. Die Tradition dauerte bis ins Policromo Tardío (1350-1520d.C.) an. Ihre Verzierungen zeigen einen starken mesoamerikanischen Einfluß. Die Variante ist sowohl aus Bestattungen als auch aus Siedlungskontexten bekannt. Sie tritt in der Region Rivas bereits in der ersten Hälfte des Policromo Medio (1000-800d.C.) auf. In Guanacaste zeigt die Gruppe dagegen die zweite Hälfte des Policromo Medio (1350-1000d.C.) an. Ihre Keramiken dienten als überregionale Handelsware, die bis ins zentrale Mesoamerika gelangte. Die anthropomorphen Skulpturen der Papagayo-Gruppe besitzen einen größeren darstellerischen Realismus als die zeitgleichen Figuren der Mora-Gruppe.
(Künne 2004)
Sammler: Lehmann, Walter
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