Das Randfragment gehört zu einem ovalen oder unregelmäßig geformten Steingefäß mit einer plastischen Dekoration. Dargestellt ist eine menschliche, bartlose Figur, die beide Arme seitlich neben dem Körper erhoben hat. Der Kopf ist plastisch herausgearbeitet und ragt über den Gefäßrand hinaus. Der Körper ist hingegen im flachen Relief ausgeführt und es sind keine Angaben eines Gewandes zu erkennen. Die stilisierten Haare fallen neben dem Kopf bis auf die Schultern hinab. Steingefäße mit Applikation sind aus verschiedenen Epochen belegt, jedoch ist keine direkte Parallele zu diesem Gefäß bekannt. Für eine Datierung in die neuassyrische Zeit sprechen zum einen die Ähnlichkeit zu plastischen Frauendarstellungen dieser Epoche und zum anderen die Tatsache, dass einfache neuassyrische bärtige Tonfiguren in gleicher Weise stilisierte Haare aufweisen. Die Frontalität, das fehlende Gewand und die erhobenen Arme legen nahe, dass es sich um die Darstellung einer nackten Frau handelt, die zwei Löwen, Blüten oder eine Kombination aus beiden Elementen neben sich hochhält. Das Motiv ist im 10. und 9. Jahrhundert vor Christus insbesondere auf Pferdestirnplatten aus Elfenbein gut belegt, neben rein anthropomorphen Darstellungen nackter Frauen kommen auch geflügelte oder bekleidete weibliche Figuren vor. Im Gegensatz zu der Darstellung auf dem Steingefäß tragen die weiblichen Figuren auf den Pferdestirnplatten zumeist einen reichen Kopfputz und Schmuck. [Helen Gries]
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