Fast quadratische Mitteltafel mit zwei hochrechteckigen Seitenflügeln, ohne Rahmen. Starkfarbige Darstellungen in transluziden Farben auf weißem Grund. Quadrate unteschiedlicher Größe aus Silberfolie unter Farbflüssen als "Edelsteine" eingesetzt. Den farblichen Gesamteindruck bestimmt neben dunklen Braun-,Grün- und Violettönen ein kräftiges Türkisblau. Die Farben konzentrieren sich im Vorder- und Mittelgrund, die Architekturen des Hintergrundes sind zeichnerisch auf transparentere Farbtöne gesetzt.
In diesem Triptychon durchdringen sich spätgotische Darstellungsformen mit Elementen des neuen Stils der Renaissance. Spätgotisch wirken die kleinteilige, dekorative Vielfalt der Darstellungen und die Komposition, die Anordnung der Darstellung auf der vordersten Bildebene. Motive wie der vornüber gefallene schlechte Schächer könnten auf drastischere Wiedergaben in deutscher oder niederländischer Druckgrahik zurückgehen (Cranach, Meister IAM aus Zwolle). Die überlängten Figuren der Seitenflügel sind wohl durch das Format bedingt. Die modische Kleidung einiger Frauenfiguren läßt dagegen neuere niederländische, Haltung und Kleidung des jungen Lanzenträgers auf der Haupttafel auch italienische Vorbilder vermuten. Ebenso verweist der stämmige, durchgestaltete Körper des Gekreuzigten auf eine neuartige Auseinandersetzung mit dem menschlichen Körper. Schließlich wirken der enge Bildausschnitt und die Herabnahme des Blickpunktes, wirkt die damit verbundene Monumentalisierung der Darstellung wie dies auf einigen Jean I Pénicaud zugeschriebenen Tafeln zu sehen ist, stärker der Renaissance verhaftet als der Spätgotik.
Für die Figuren Christi und Veronikas in der Kreuztragung lieferte ein Kupferstich Martin Schongauers (um 1475, B.16) die Vorlage; für einzelne Figuren in Kreuzigung und Kreuzabnahme Dürers Holzschnitte aus der Kleinen Passion von 1511 (B. 59 und B. 42).
Derartige Triptychen dienten der privaten Andacht und für die Reise. Gelegentlich besaßen sie Predella-Tafeln und Lünetten. Auf diese Weise konnten trotz technisch bedingter Einschränkungen größere Formate erzielt werden. Derartige Beispiele sind jedoch selten. Die ursprüngliche Zuschreibung des Berliner Inventars lautete auf Nardon Pénicaud, vermutlich der ältere Bruder des Jean I Pénicaud.
SN
Entstehungsort stilistisch: Limoges
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