Überaus reich gestaltetes Futteral, das am Sattel getragen wie auch wohl anderweitig genutzt werden konnte. Schon das Äußere besticht durch fein gearbeitete gravierte Messingbeschläge, die in zierlichen dreistieligen Blüten die Ecken schützend umspannen. Seitlich an den Kanten und am Deckel sind inmitten von Blättern Messingringe befestigt für eine Kette oder Trageriemen. Die Riegel zu dem heute fehlenden Schloß verlaufen am Deckel in ein ornamentiertes Band, am Kasten ist es ein Drache, der Mitte zum Fuß des Futterals kriechend dargestellt wird. Der Deckel ist aufzuklappen. Er greift über einen erhöhten Einsatz im Kasten, der drei größere Fächer und sechs unterteilte kleinere besitzt. Sie bieten flache Einsteckmöglichkeiten für Messer, vielleicht auch Spielkarten, Schreib- und Malutensilien. Die Fächer sind mit Elfenbeinplättchen besetzt, denen Ranken und Blütenmuster eingelegt und eingraviert wurden. Die drei Schauseiten des herausragenden Einsatzes bestehen aus Ebenholz, Perlmutterintarsien mit sehr feinen geschwärzten Binnenzeichnungen zeigen an der Vorderseite die Verkündigung nach einem für Italien üblichen Schema. Abweichend dürfte jedoch die Vorlage für die Marienfigur gewesen sein, die eher einer Sibylle oder allegorischen Frauengestalt der Zeit gleicht. An den Seiten, zwischen zwei großen Blüten, wurden die Tugenden Prudentia (Klugheit) und Spes (Hoffnung) in Perlmuttermedaillons eingraviert. Die Intarsien sind von zarten gravierten und vergoldeten Ranken umgeben. Mit Perlmutter wurde auch das Innere des Deckels gestaltet. Die rückseitige Fläche zeigt eine Darstellung des Sündenfalls, Adam und Eva am Baum der Erkenntnis. In einem Medaillon darüber, bezogen auf den Sündenfall und hier als Symbol des Teufels zu deuten, ein junger Bär. Auf der Seite gegenüber ein Früchtestillleben. Zwei weitere Medaillons sind nicht mehr vorhanden.
EM
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