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Kunstgewerbemuseum [1903,44]
http://www.smb-digital.de/eMuseumPlus?service=ImageAsset&module=collection&objectId=1830660&resolution=superImageResolution#4134375 (Kunstgewerbemuseum, Staatliche Museen zu Berlin CC BY-NC-SA)
Herkunft/Rechte: Kunstgewerbemuseum, Staatliche Museen zu Berlin / Stefan Büchner (CC BY-NC-SA)
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Ordenszeichen der Gesellschaft vom Drachen

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Beschreibung

Das Ordenszeichen der 1408 durch König Sigismund gegründeten Gesellschaft vom Drachen besteht aus zwei Teilen, einem gleicharmigen Flammenkreuz und einem darunter hängenden geringelten Drachen. Beide Kreuzbalken enthalten gravierte Schriftzeichen, deren vermutete ursprüngliche Niellierung materialanalytisch bislang nicht nachgewiesen werden konnte. Eine sichere Lesung als Abbreviatur der Devise „O quam misericors est deus iustus et pius“ erscheint kaum möglich.
Der Befund des Berliner Exemplars lässt eine gesicherte Aussage über die ursprüngliche Trageweise des Ordenszeichens nicht zu. Bildliche Darstellungen überliefern dafür verschiedene Varianten. Sigismund selbst wurde um 1433 mit dem Ordenszeichen an der linken Brust dargestellt. Er trägt es direkt an das Gewand geheftet mit einer quer verlaufenden Kordel. Der Dichter Oswald von Wolkenstein erscheint 1432 dagegen mit einem unserem Exemplar sehr ähnlichen Kleinod, das an ein Ordensband geheftet ist. Das Reliefbildnis des Grafen Ludwig XI. von Oettingen († 1440) in Kirchheim zeigt Kreuz und Drachen mit einem größeren Abstand voneinander an der linken Brust. Daneben war es auch üblich, den Drachen allein ohne das Kreuz zu tragen, wie das im Grab Sigismunds gefundene Drachenabzeichen zeigt, das an einer Ringspange hing.
Das Rückgrat des vierfüßigen geflügelten Drachen ist annähernd kreisrund gebogen, so dass die noppenförmig gebildeten Wirbelknochen des Untiers wie ein preziöser Perldrahtring erscheinen. Das Schwanzende ist dreifach um den Hals des Fabelwesens geschlungen, das sich auf diese Weise selbst bindet. Am Rücken ist der Drache durch einen quer verlaufenden Hieb verletzt. Der Kopf des tödlich verwundeten Lindwurms erscheint – wie in einem letzten vergeblichen Aufbäumen – hoch aufgereckt. Der schlanken, fast grazil wirkenden Figur des Drachen eignet eine elegante Beweglichkeit und ästhetische Noblesse, die in einem spürbaren Gegensatz zu den handwerklich schlichteren Formen des geflammten Kreuzes steht. Sie vermittelt eine mehr von formvollendeter Schönheit denn von grauenhafter Abschreckung geprägte Bildvorstellung von diesem Fabeltier und entspricht damit einem für die Zeit des späten Schönen Stils charakteristischen Gestaltungstypus.
Das uralte Motiv des sich selbst fesselnden Drachen ist in der christlichen Kunst des Abendlandes seit frühmittelalterlicher Zeit verbreitet. Hier ist es Ausdruck der durch die Kraft des göttlichen Heilsplans in sich begrenzten Gewalt des Bösen. Unter diesem Siegesgewissheit verheißenden und zugleich die ritterlichen Tugenden des heiligen Drachentöters Georg vergegenwärtigenden Symbol wollte Sigismund die Verbündeten im Kampf gegen die Türken und Hussiten vereinen und seine eigene Machtposition im Inneren stärken.
Angeblich wurde das Berliner Ordenszeichen „In Livland gefunden zugleich mit ca. 6 anderen“, die vor 1903 in die Eremitage zu St. Petersburg gelangt sein sollen, wo sie gegenwärtig jedoch nicht nachweisbar sind (Mitteilung von Marta Kryzhanovskaya). Éva Kovács hat den baltischen Fundort mit der Aufnahme des Großfürsten Witold von Litauen in die Gesellschaft vom Drachen und dem ihm durch König Sigismund übertragenen Recht der Weiterverleihung in Zusammenhang gebracht. Es wäre dann wohl auch denkbar, dass Pressburg 1429 nicht nur der Ausstellungsort der überlieferten Aufnahmeurkunde, sondern auch die Fertigungsstätte eines mit ihr gemeinsam ins Baltikum gelieferten Vorrats an Ordenszeichen war. LL

Entstehungsort stilistisch: Ungarn (Pressburg?)

Material/Technik

Silber, vergoldet

Maße

Objektmaß: 3,7 x 2,2 cm

Links/Dokumente

Kunstgewerbemuseum

Objekt aus: Kunstgewerbemuseum

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