Das Ostensorium zeigt einen eigentümlich unarchitektonischen Aufbau: Auf einem achtpassig gegliederten Fuß trägt ein sechsseitiger Schaft eine scheibenförmige Kapsel, die wiederum von einer vierseitig gebildeten, mit Kreuzblumen geschmückten Fiale bekrönt wird. Das Gefäß wird umrankt von feinteiligem Diestelblattwerk, einer typischen Zierform oberrheinischer Goldschmiedekunst der Spätgotik.
Die gravierte Inschrift auf der Rückseite besagt, dass Papst Pius II. (Pont. 1458–1464) im Jahre 1460 dieses Agnus Dei (lat. Lamm Gottes) geweiht und „dir, berühmtes Basel […] aus der alten Freundschaft, mit der er dich unter seinem wohlwollenden Herzen beschließt“ geschenkt hat. Als Agnus Dei bezeichnet man runde, ursprünglich aus den Resten der Osterkerzen geformte Wachsscheiben mit dem aufgeprägten Abbild des Gotteslammes, welche durch die Päpste im ersten und jedem siebten Jahr ihres Pontifikats geweiht und an die Gläubigen verteilt wurden. Dem Agnus Dei wurden mannigfaltige behütende Wirkungen sowie Beistand bei der Vergebung der Sünden zugesprochen.
Zur Aufbewahrung der empfindlichen Wachsscheiben dienten zumeist flache Metallkapseln, auf welche die Bezeichnung Agnus Dei übertragen wurde. Dass zur Präsentation einer solchen Agnus-Dei-Kapsel eigens ein aufwendig gestaltetes Schaugefäß geschaffen wurde, ist außergewöhnlich und zeugt von der besonderen Wertschätzung, die man dem päpstlichen Geschenk in Basel entgegenbrachte. Die getriebene Reliefdarstellung des Lammes auf dem Deckel verweist auf den – seit langem verlorenen – Inhalt des Behältnisses, das Wappen des Heiligen Stuhls darunter auf den päpstlichen Stifter. LL
Entstehungsort stilistisch: Basel
Historischer Standort: Basel, Münster
de