Bei dem Fragment des Längsstreifens handelt es sich um den clavus einer Tunika aus dem spätantiken Ägypten. Er ist nicht direkt in das Grundgewebe der Tunika mit eingewebt, sondern separat hergestellt und später aufgenäht worden. Eingefasst von Randstreifen mit hellen Zickzacklinien auf braunem Grund sind in der mittleren Bahn Motive aus verschiedenen Vorlagen ohne einen erkennbaren Zusammenhang miteinander kombiniert worden. Eine stilisierte, fast aufgelöste Ranke mit Vögeln, einem Vierbeiner und einem Eros in den Windungen wird von einer menschlichen Gestalt mit erhobenem linkem Arm und aufwendig verziertem Gewand unterbrochen. Ihren Kopf umgibt ein Nimbus (Heiligenschein), weshalb sie mitunter als Heiliger gedeutet wurde. Solche Gestalten kommen in der gleichen Positur sehr häufig und speziell auf den clavi von Tuniken vor. Oft sind sie mit üppigem Kopfputz, aber auch mit Mauerkronen oder einem Füllhorn als Attribut ausgestattet, was für eine Auslegung als Fortuna bzw. Tyche (Glücks- und Schicksalsgöttin) spricht. Die Motive in der Ranke sind teilweise um 90° zur Leserichtung versetzt wiedergegeben.
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