Als Form der monumentalen Architektur wurden Kassettendecken zuerst in der griechischen Kunst verwendet. Die Balken sind gitterförmig verbunden, und die dazwischen sich ergebenden Fächer werden durch eine Platte abgedeckt; die Struktur des Gitters bestimmt die Deckenfläche. In der römischen Architektur wurde die technische Trennung der tragenden und der füllenden Deckenbestandteile aufgegeben und die Struktur zur vielfältig variierbaren Schmuckform umgebildet. Neben steinernen gab es in anderen Materialien konstruierte, mit Stuck oder Malerei geschmückte Kassettendecken. Reste von relativ einfachen, bemalten Holzdecken der späten Kaiserzeit und der Spätantike sind vor allem im günstigen Klima Ägyptens erhalten geblieben. Von einer derartigen spätantiken Kassettendecke stammt diese vor allem im oberen Bereich beschädigte Platte, die an ihren unbemalten, schmalen Wandstreifen auf ein Fach des Gitters der Deckenbalken aufgelegt war. Die Rahmung bildet ein Eierstab, ein mit Kassettendecken an dieser Position geläufiges Motiv. Im Bildfeld sieht man Reste einer nach rechts eilenden männlichen Figur; sie trägt einen kurzen Stab in der Linken und hat ihre Rechte im Sprechgestus erhoben. Diese Figur ist nackt, nur von einem rosa Mantel umweht und schwarze Stiefel tragend; ob ihr Kopf von einem Nimbus umgeben war, ist nicht ganz eindeutig feststellbar. Es handelt sich mit größter Wahrscheinlichkeit um eine Gestalt der antiken Mythologie, vielleicht um einen Götterboten. Die Aktion dieser Figur, die sowohl laufend als auch sprechend etwas verkündet, richtet sich an eine oder mehrere Figuren, die auf der rechten benachbarten Platte (oder gar mehreren gleichgerichteten Platten) dargestellt waren. Die Kassettendecke dürfte, wie die Maße der Platte zeigen, einen mäßig großen Raum geschmückt haben, wahrscheinlich in einem unterirdischen Grabbau. Die etwas summarische und flüchtige Malerei ist schwer datierbar; die Form des Eierstabs, wo ein großes halbiertes Ei in breiter Schale mit einem kleinen vegetabil gebildeten Motiv wechselt, begegnet ähnlich in der kalksteinerner Bauskulptur Mittelägyptens aus dem 4. und 5. Jahrhundert.
Entstehungsort stilistisch: Ägypten
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