Der würfelförmige Block ist zylindrisch ausgehöhlt. Tiefe Schleifrinnen an der Innenseite rühren von den Seilen her, an denen die Wassereimer emporgezogen worden sind. Die Einlassungen an den Ecken und Seitenkanten stammen von einem Gitter, mit dem die Brunnenöffnung verschlossen war. An allen vier Seiten wird die mittlere Fläche oben und unten von dreistreifigen Flechtbändern
eingefasst. Vorder- und Rückseite zeigen ein in der frühmittelalterlichen Kunst Oberitaliens weit verbreitetes Kompositionsschema, bestehend aus zwei Arkaden, die auf stilisierten Säulen mit Blattkapitellen aufruhen. Die Arkaden bilden mit den darunter stehenden lateinischen Kreuzen, die von paarweise angeordneten Palmettenbäumen flankiert werden, eine in sich geschlossene formale Einheit. Jeweils zwei Rosetten seitlich der Kreuzspitzen erinnern an Sonne und Mond in Darstellungen des gekreuzigten Christus. Der mittlere Bogenzwickel ist mit einem Dreiblatt ausgefüllt, der mittlere Säulenschaft der Schauseite mit einem dreistreifigen Flechtband verziert. Auf den Nebenseiten sind dreistreifige Bänder aus unverknoteten Winkelhaken und Halbkreisen zu einer symmetrisch aufgebauten Ornamentform verschmolzen, die der langobardischen Flechtbandkunst entstammt.
Brunnenaufsätze dieser Art sind aus Venedig in großer Zahl erhalten. Sie waren Bestandteil des komplizierten Wasserversorgungssystems der Lagunenstadt, in der es keine natürlichen Süßwasservorkommen gibt. Das Regenwasser wurde auf den gepflasterten Plätzen und Innenhöfen in Gullys abgeleitet und sickerte durch sorgfältig gegen den Meeresboden abgedichtete Filterschichten in die Brunnensohle.
Entstehungsort stilistisch: Venedig
Historischer Standort: Potsdam, Friedenskirche, im Kreuzgang
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