Der Kasten gehört zu einer typischen Gruppe länglicher Behältnisse mit Schiebedeckel, wobei auf einen Holzkern vorgefertigte Ornamentstreifen, Reliefplatten mit zumeist figürlichen Darstellungen und Rahmenleisten mittels Stiften befestigt wurden. In der Abfolge der Ornamentbänder fallen oftmals große Unregelmäßigkeiten auf, besonders an den Naht- und Übergangsstellen von einem Streifen zum anderen. Derartige Kästen waren offenbar Massenprodukte für den profanen Gebrauch, die quasi ›in Serie‹ von unterschiedlich spezialisierten Schnitzern gefertigt und zusammengesetzt wurden. Dabei hat man auch das teure und inzwischen rar gewordene Elfenbeinmaterial durch Bein (Tierknochen, Walrosszahn) ersetzt. Die Kreisschlingenbänder des Deckels enthalten einander paarweise zugewandte Profilköpfe. In den beiden querrechteckigen Bildfeldern ist links eine Jagd- und rechts eine Kampfszene dargestellt. Die Ornamentstreifen der Seiten sind mit Blüten gefüllt, die der Gruppe der Rosettenkästen den heute gebräuchlichen Namen gegeben haben. Von den ursprünglich vierzehn hochrechteckigen Bildfeldern sind an der Vorder- und an den Schmalseiten noch neun Originale erhalten. Sie zeigen nackte kämpfende Männer mit Schild und Schwert in Posen, die immer wieder dem gleichen Schema folgen. An der rechten Schmalseite sind zwei jeweils nach außen gerichtete Sirenen dargestellt, die ihre Köpfe einander zuwenden. An der linken Schmalseite ein Kämpfer und ein Mann auf einem Baum sitzend. Die fünf Reliefs der Rückseite mit Tieren und Fabelwesen stammen von einem anderen Kasten und wurden wohl erst hier angebracht, als man den neuen Holzkern fertigte.
Entstehungsort stilistisch: Konstantinopel
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