Von der ursprünglich mit Ärmeln ausgestatteten Tunika ist gut die Hälfte erhalten. Wie bei Tuniken in der Spätantike üblich, ist der Dekor symmetrisch angelegt und auf dem Vorder- und Rückenteil gleich. Die Schulterpartien sind mit quadratischen Einsätzen verziert, denen ein Kreis eingeschrieben ist, welcher wiederum jeweils die Figur eines laufenden Eros mit Flügeln am Rücken und Blüten in den Händen umschließt. Eine Weinranke rahmt das Mittelfeld. Die zierlichen Längsstreifen (clavi), die seitlich des Halsschlitzes bis etwa in Bauchhöhe verlaufen, bestehen ebenfalls aus einer Weinranke, welche etwa in der Mitte durch ein dunkelgrundiges Oval mit einfacher heller Wellenlinie unterbrochen ist. Die clavi münden unten in lange Stiele mit einem herzförmigen Blatt an den Enden. Parallel zur Innenseite der clavi sind in Fransen endende Zierstreifen aus dem gleichen ungefärbten Wollgarn, wie es für das Grundgewebe verwendet wurde, zu erkennen. Sie entstanden durch eine spezielle Bindung der Schussfäden mit der Kette, der sogenannten Zwirnbindung, wodurch sie sich vom Grundgewebe abheben. In den Ecken im unteren Bereich der Tunika liegen kleine Quadrate mit einem Diagonalkreuz, von dessen Armen Weinblätter ausgehen.
Veröffentlichungen: O. WULFF / W. F. VOLBACH, Spätantike und koptische Stoffe aus ägyptischen Grabfunden in den Staatlichen Museen, Berlin 1926, S. 42, Taf. 83. – Ägypten. Schätze aus dem Wüstensand, Kunst und Kultur der Christen am Nil, Wiesbaden 1996, S. 276 Nr. 316b.
Cäcilia Fluck (2017)
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