Das Fragment stammt von einer der vier mit Säulen, Rundbogenarkaden und Figuren geschmückten Seiten eines Sarkophags, der noch ganz in der Tradition der kleinasiatischen Säulensarkophage steht. Von der architektonischen Dekoration sind erhalten: ein Säulenschaft mit gedrehten Kanneluren, Kompositkapitell und Rest der profilierten Basis, die Ansätze zweier Bogenlaibungen mit Blattschmuck und Muschelfüllung sowie ein Akanthus-Dreiblatt innerhalb des Zwickels. In der linken Muschelnische steht, zu ihrer Nachbarin hingewendet, die Muse Klio mit einer Schreibtafel, einem Diptychon in der Linken und einem Schreibgriffel in der Rechten. Die rechte Muse (Kaliope?), die ihre rechte Hand im Sprechgestus erhebt und in der linken eine Schriftrolle hält, wendet ihr in Resten noch erkennbares Haupt wiederum einer ursprünglich rechts benachbarten Figur zu. Beide Musen tragen hoch gegürtete Ärmeltuniken und sind in unterschiedlich drapierte Mäntel gehüllt, wobei das Gewand der Klio ein wenig von der Schulter herab geglitten ist. Die eingerollten Doppelvoluten am Kapitell sowie das Blattwerk der Archivolten und des Zwickels sind mit dem Bohrer tief ausgearbeitet, so dass eine scharfe Licht- und Schattenwirkung entsteht, die zu der sanften Schönlinigkeit der Gewänder einen wirkungsvollen Kontrast bildet. Der Sarkophag, zu dem das Fragment gehörte, wurde wohl in Rom angefertigt, und zwar von Steinmetzen, die aus Kleinasien, aus Dokimeion in Phrygien, eingewandert waren, nachdem die dortigen Marmorwerkstätten gegen 260/270 ihre Sarkophagproduktion eingestellt hatten.
Erwerbungsort: Rom
Entstehungsort stilistisch: Stadtrömische, kleinasiatisch beeinflusste Werkstatt
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