Das Fragment eines ungefärbten Leinengewebes zeigt ein flächendeckendes, mehrfarbig broschiertes Muster. Rechts senkrecht ist eine ursprüngliche Kante erhalten, an den anderen Rändern ist das Fragment abgerissen.
Am oberen Rand des Fragmentes ist ein Rautennetz erkennbar, das aus Reihen abwechselnd dunkelblauer und heller Rauten besteht. In jede Raute ist eine Kreuz- oder Rosettenform eingeschrieben. Durch ein zugehöriges Fragment mit einem größeren Abschnitt dieses Musters ist rekonstruierbar, dass das Rautennetz das gesamte Mittelfeld des Gewebes überzieht.
Unterhalb des Rautennetzes verläuft ein Streifen mit gereihten, grautürkisen Rauten. Dieser Streifen bricht rechts an der Kante rechtwinklig nach oben um, er rahmt demnach das Rautennetz ein.
Unterhalb des Rahmens sind zwei Streifen mit Vierfüßern erhalten. Vermutlich bildeten diese zwei zusätzliche Randstreifen. Beide Streifen zeigen eine Reihe nach rechts gewendeter Tiere, abwechselnd in dunkelblau und hell. Jeder der Vierfüßer hat einen langen Schwanz und trägt auf dem Rücken eine gestielte Dreieckform. In dieser Dreieckform ist wahrscheinlich ein Leitstock zu erkennen, wie er zum Reiten von Kamelen gebraucht wird.
Das flächendeckende broschierte Muster und das Dekorationsschema mit umlaufendem Rand sprechen dafür, dass es sich bei dem vorliegenden Fragment um eine Decke handelte. Das Rautennetz, das die Fläche überzieht, wurde wohl im Zentrum durch ein weiteres Motiv ergänzt. Die beiden Streifen mit den Kamelen betonten wahrscheinlich die Schmalseiten der Decke.
Eine Beischrift Georg Schweinfurths besagt, dass die Decke als Leichentuch verwendet wurde. Mehrere Stopfstellen belegen eine Nutzung im Alltag, bevor die Decke zur Einwicklung einer Leiche verwendet wurde.
Durch Radiocarbon-Analysen ermittelte Datierungen von Decken mit farbig broschiertem Muster legen für dieses Stück eine Datierung in den Zeitraum 570-780 n. Chr. nahe.
Petra Linscheid (2018)
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