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Skulpturensammlung und Museum für Byzantinische Kunst Skulpturensammlung [8449]
http://www.smb-digital.de/eMuseumPlus?service=ImageAsset&module=collection&objectId=868144&resolution=superImageResolution#1640251 (Skulpturensammlung und Museum für Byzantinische Kunst, Staatliche Museen zu Berlin CC BY-NC-SA)
Herkunft/Rechte: Skulpturensammlung und Museum für Byzantinische Kunst, Staatliche Museen zu Berlin / Antje Voigt (CC BY-NC-SA)
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Reliquienbüste einer Heiligen

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Beschreibung

Die vollrund, doch auf der Rückseite nur summarisch gearbeitete Figur zeigt die Büste einer weiblichen Heiligen mit schlankem Hals und länglichem Gesicht. Wie ihre grob belassene und im Umfang reduzierte Schädelkalotte zeigt, trug sie ehemals eine separat gearbeitete Krone. Wie eine Schließe liegt die hochovale Vertiefung für einen verlorenen Bergkristall oder eine Glasfüllung am unteren Rand, wohinter ein Reliquienpartikel sichtbar gewesen sein dürfte.
Im 13. Jahrhundert nimmt die Zahl der erhaltenen abendländischen Kopf- und Büstenreliquiare deutlich zu. Häufig waren diese Reliquiare nun nicht mehr Werke der Goldschmiedekunst, sondern zunehmend Holzbildwerke mit einer meist kostbaren und mehr oder weniger deutlich an der Wirkung der Schatzkunst orientierten Fassung. Besonders hoch ist der Anteil der seit etwa 1260 im Zusammenhang mit der Ursulaverehrung in Köln entstandenen Büsten, für die ein weiter Verbreitungsradius angenommen werden muss. Doch auch in anderen Regionen finden sich nicht wenige Exemplare in Schatzkammern oder als temporäre Altarausstattungen, sodass nicht von vornherein von einem Kölner Einfluss oder gar Export gesprochen werden kann.
Anders als bei älteren Reliquiaren in Kopfform zeigen die gotischen Büsten in der Regel den Reliquienpartikel in einer durchfensterten Kammer im Sockel oder hinter einem Bergkristall auf der Brust der Figur. Schon vor der regulierten Aufstellung in der Predella oder unteren Reihe von Altarschreinen des 14. Jahrhunderts dürften Büstenreliquiare zumindest vorübergehend Teil eines Ensembles gewesen sein, das man an bestimmten Festtagen auf Altären zur Schau stellte.
Die oberrheinische Provenienz der Büste ist unbestritten. Eng ist die von ihm aufgezeigte Verwandtschaft mit den Figuren des südlichen Westportals des Straßburger Münsters, deren Datierung meist in die Nähe des Baubeginns der Fassade um 1276 gerückt wird. Die längliche Gesichtsform, die fein geschnittenen Lippen und Augenbrauen, die lebendige Gestaltung der seitlichen Augenpartien sowie die Lockenbildung mit abwechselnd breiten und dünnen Strähnen entsprechen sehr genau dem Kopftypus am Straßburger Jungfrauenportal.
Ein Anhaltspunkt für eine genauere Lokalisierung könnte der Vergleich mit der Ursulabüste im Historischen Museum Basel sein. Diese wurde offenbar schon früh verehrt und möglicherweise auch vielfach nachgebildet. Neben einer generellen Übereinstimmung der Motive zeigen besonders die auffälligen Locken seitlich der Ohren, dass beide Werke demselben Typus einer am Oberrhein um 1300 verbreiteten Frauenbüste entsprechen. Mit ihrer entschieden schlankeren und eleganteren Gesamtform besitzt die Berliner Büste allerdings eher den Charakter einer individuellen Schöpfung als den einer Nachbildung. Die hohe Qualität der Ausführung und die Bedeutung des Inkarnats zeigen zudem, dass sich die hölzernen Reliquiare der Zeit bei aller Anlehnung allmählich vom Vorbild der Goldschmiede lösen.

(Auszug aus: Tobias Kunz, Bildwerke nördlich der Alpen. 1050 bis 1380. Kritischer Bestandskatalog der Berliner Skulpturensammlung, Petersberg, Michael Imhof Verlag 2014)

Entstehungsort stilistisch: Oberrhein

Entstehungsort stilistisch: Basel?

Material/Technik

Buchenholz

Maße

Höhe: 42,5 cm; Breite: 31,5 cm; Tiefe: 17 cm

Links/Dokumente

Skulpturensammlung und Museum für Byzantinische Kunst

Objekt aus: Skulpturensammlung und Museum für Byzantinische Kunst

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