Das Palmettenkapitell ist von drei Seiten identisch bearbeitet, die vierte zeigt zwar grob dieselbe Gestalt, ist aber glatt belassen. Es hat eine gestreckte, kaum noch als kelchförmig zu bezeichnende Grundform und ist zwischen dem unteren Schaftring und der schmalen Deckplatte mit Diamantband in drei Zonen mit dichtem, flächigem Ornament gegliedert. Die auffälligen Charakteristika des Kapitells sind eine starke Stilisierung vegetabiler Formen, eine Verflachung des Reliefs und die Tendenz, jeden Winkel der Oberfläche mit Ornament auszufüllen.
Größe und dreiseitige Ausarbeitung des Kapitells sprechen dafür, dass es zu einer wandverkleidenden Blendarkatur gehört hat. Die romanischen Kirchen im Elsass zeichnen sich durch eine besonders reiche Gestaltung des Außenbaus bei relativ glatten Innenwänden aus. Die ehemalige Propsteikirche St. Fides in Schlettstadt (Sélestat) etwa besitzt an den Türmen, Apsis und Westbau außen eine reiche Verkleidung, zu der (v. a. am Vierungsturm) auch Säulen mit Kapitellen gehören, die in den Maßen dem Berliner Stück entsprechen. An seiner elsässischen Herkunft kann kaum gezweifelt werden. Motive dieser Region sind etwa das zungenartige Ornament in der mittleren Zone, die ösenartige Gestalt der Blätter durch starke Vertiefung in der Mitte und besonders das flache Relief, das ungeachtet der klassischen Kapitellformen alle Freiräume ausfüllt.
(Auszug aus: Tobias Kunz, Bildwerke nördlich der Alpen. 1050 bis 1380. Kritischer Bestandskatalog der Berliner Skulpturensammlung, Petersberg, Michael Imhof Verlag 2014)
Entstehungsort stilistisch: Elsass
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