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Skulpturensammlung und Museum für Byzantinische Kunst Skulpturensammlung [1893]
http://www.smb-digital.de/eMuseumPlus?service=ImageAsset&module=collection&objectId=869852&resolution=superImageResolution#1639032 (Skulpturensammlung und Museum für Byzantinische Kunst, Staatliche Museen zu Berlin CC BY-NC-SA)
Herkunft/Rechte: Skulpturensammlung und Museum für Byzantinische Kunst, Staatliche Museen zu Berlin / Volker Schneider (CC BY-NC-SA)
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Heiliger König

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Beschreibung

Bei der lebensgroßen Standfigur handelt sich um den dritten König der Anbetung nach dem sogenannten französischen Schauspieltyp. Bei diesem kniet der ältere, hier nicht erhaltene König vor Maria, hat den Hut bzw. die Krone neben sich abgelegt und bietet dem Kind sein Geschenk dar, während sich der zweite im mittleren Alter zu dem außen stehenden jungen zurückwendet und erläuternd auf den Stern weist, der den Ort der Geburt Christi bezeichnet. Dabei befinden sich alle drei Könige auf einer Seite, in der Regel links von Maria. Diese szenische Darstellungsweise hatte sich spätestens im 13. Jahrhunderts möglicherweise als Reflex auf den dramaturgischen Ablauf des Dreikönigsspiels entwickelt, wie er sich in Frankreich seit dem 11. Jahrhundert nachweisen lässt. Für die monumentalen Gruppen des 14. Jahrhunderts scheint sie kanonisch gewesen zu sein.
Der dritte König bildete den linken Abschluss der sehr wahrscheinlich nach Osten ausgerichteten Gruppe. Er steht aufrecht, doch mit deutlich nach rechts oben, zum Stern hin gerichtetem Blick. Er trägt ein knöchellanges Gewand und einen Reisemantel mit zurückgeschlagener Kapuze, der unterhalb der linken Schulter geöffnet ist, quer über den Oberkörper gezogen und über dem rechten, angewinkelten Arm zurückgeschlagen wird, um die beringte Hand freizugeben. In dieser befinden sich die Handschuhe, die der König bereits ausgezogen hat. Mit der Rechten drückt er das Gefäß mit Myrrhe an die Brust. Seine Bewegung des Körpers kulminiert in einem Gesicht voll spannungsvoller Erwartung.
Haltung, Gestik und Gesichtsausdruck der Figur sind Reaktionen auf den zweiten König (Inv. 1894). Dieser ist stärker erregt, wie insbesondere die sehr weit nach rechts ausschwingende Hüfte, die (verlorene) linke Hand, die nach oben auf den Stern wies, und das Gesicht zeigen.
Wahrscheinlich stand die Figur als Teil einer mehrfigurigen Anbetung der Könige an bzw. über den Pfeilern im Langhaus oder im Chor bzw. in einer Kapelle, wo im Abstand von jeweils einem Joch bzw. einer Fensterachse Skulpturen vor die Gewölbedienste gestellt werden konnten. Beide Varianten können für die Oberzeller Klosterkirche nicht ausgeschlossen werden. Dort ist ein Dreikönigszyklus mit Marienfigur im Chor durchaus vorstellbar, der Hochaltar war Maria und Michael geweiht, die Muttergottes Schutzpatronin des Prämonstratenserordens. Historische Gründe lassen die vage Vermutung zu, dass um die Mitte des 14. Jahrhunderts, also in der Zeit, als die Dreikönigsgruppe entstand, der Chor erweitert wurde.
Zieht man nun die mit großer Wahrscheinlichkeit zugehörige Maria im Mainfränkischen Museum Würzburg hinzu, so verdichten sich die Argumente für eine Aufstellung im Chor. Die Figur stimmt in den Maßen (H. 177,5 cm), Bewegungen und stilistisch sehr genau mit den Königen überein. Sie wurde 1904 bei der Wiedererrichtung der gefunden. Ihre majestätische Würde markiert ein kultisches Zentrum der Gruppe, auf das sich die emotionalisierte Reaktion der Könige als narratives Element bezieht und es ist gut vorstellbar, dass die Marienfigur in Nähe des Hochaltars an der östlichen Chorwand gestanden hat, die Könige an der Nordwand.

(Auszug aus: Tobias Kunz, Bildwerke nördlich der Alpen. 1050 bis 1380. Kritischer Bestandskatalog der Berliner Skulpturensammlung, Petersberg, Michael Imhof Verlag 2014)

Entstehungsort stilistisch: Würzburg

Historischer Standort: aus dem Chor der Klosterkirche Oberzell?

Material/Technik

Schilfsandstein

Maße

Höhe: 168 cm; Breite: 70 cm; Tiefe: 39 cm; Gewicht: 305 kg

Links/Dokumente

Skulpturensammlung und Museum für Byzantinische Kunst

Objekt aus: Skulpturensammlung und Museum für Byzantinische Kunst

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