Durch ein in einer Öffnung am Kopf zusammenlaufendes System von elastischen Darmsaiten sind alle Gliedmaßen dieser Puppe beweglich. Selbst die Finger und Zehen lassen sich verstellen, die Finger sogar in ihren einzelnen Gliedern. In Künstlerwerkstätten waren solche Gliederpuppen im 16. Jahrhundert bereits durchaus gebräuchlich. Schon aufgrund ihres kleinen Formats und wegen der minutiösen Ausarbeitung scheint das Berliner Werk jedoch für den täglichen Gebrauch in einem Atelier ungeeignet. Es gehört zu einer Gruppe gleichartiger Arbeiten, von denen sich zu einigen auch ein männliches Pendant erhalten hat. Die kunstvoll gefertigten Menschenpaare dürften von Beginn an als Sammlerstücke für Kunstkammern geschaffen worden sein. Sie geben beredtes Zeugnis vom wachsenden Interesse der Renaissance am menschlichen Körper. Zugleich bezeichnen sie einen interessanten Markstein in der Entwicklung der Kleinplastik als eigenständige künstlerische Aufgabe.
Entstehungsort stilistisch: Süddeutschland
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