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Skulpturensammlung und Museum für Byzantinische Kunst Skulpturensammlung [3053]
http://www.smb-digital.de/eMuseumPlus?service=ImageAsset&module=collection&objectId=866521&resolution=superImageResolution#4826629 (Skulpturensammlung und Museum für Byzantinische Kunst, Staatliche Museen zu Berlin CC BY-NC-SA)
Herkunft/Rechte: Skulpturensammlung und Museum für Byzantinische Kunst, Staatliche Museen zu Berlin / Antje Voigt (CC BY-NC-SA)
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Thronende Maria mit dem Kinde

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Beschreibung

Hoch aufgerichtet sitzt Maria auf einer schlichten, seitlich einfach profilierten Thronbank, deren Sitzfläche stark nach vorn abfällt. Sie tritt auf einen detailliert ausgearbeiteten Drachen, der auf der polygonalen Fußplatte kauert und das Maul weit aufgerissen hat. Ähnlich frontal sitzt das Kind auf dem linken Knie der Mutter, leicht zur Mitte gewendet und von ihrer linken Hand unterhalb der Hüfte gehalten. In ihren Grundzügen entspricht die Figur dem älteren Typ der thronenden Muttergottes (Sedes Sapientiae), wie er etwa seit der Mitte des 12. Jahrhunderts und besonders in den Jahrzehnten um 1200 für Marienfiguren des Abendlandes verbindlich war. Maria thront und ist selbst ein Thron für ihren Sohn, der unmittelbar auf ihrem Schoß oder linken Oberschenkel sitzt. Theologische Grundlage ist die bereits frühmittelalterliche Vorstellung von Maria als der im Alten Testament beschriebene Thron Salomons, den man als „Sitz der Weisheit“ bezeichnete. Christus ist die göttliche Inkarnation der Weisheit Salomons und Maria das Gefäß („vas electionis“), in dem die göttliche Weisheit verborgen liegt. Bei der Berliner Madonna ist dieser Typus um das Motiv des niedergetretenen Drachens erweitert, eine Anspielung auf das sogenannte Apokalyptische Weib und Marias Rolle im Heilsplan. In diesem Sinne sind auch die Weltkugel in der Linken und die erhobene Rechte des Christuskindes sowie seine aufrechte, dem Weltenrichter entsprechende Haltung zu verstehen.
Die Madonna gehört zu einer Gruppe maasländischer Madonnen, die um die berühmte Figur in der Lütticher Kollegiatskirche Saint-Jean gruppiert bzw. in ihre Nachfolge gesetzt wurde. Bei der kurz nach 1230 datierten, 128 cm hohen Figur in Lüttich sind die wichtigen Motive bereits vorhanden, die auch bei der Berliner Statuette vorkommen: der Drache unter den Füßen Marias, die Platzierung des Kindes auf ihrem linken Oberschenkel, die straffe Spannung des Gewandes über dem rechten Knie, der Verlauf des Mantels vom Haupt der Muttergottes über ihren Schoß, unter dem Kind bis zu ihrem rechten Fuß, der Gürtel, die senkrechten Falten am Oberkörper, der Thron usw. Ihre ursprüngliche Herkunft ist nicht gewiss, doch dürfte sie an einem prominenten Ort in Lüttich gestanden haben, was die Verbreitung des Typs im Rhein-Maas-Gebiet erklärt.
Die Berliner Skulptur wurde großflächig überarbeitet. Diese technisch qualitätvollen, künstlerisch aber nicht der mittelalterlichen Formensprache entsprechenden Überarbeitungen lassen an eine Datierung kurz vor oder um 1900 denken – möglicherweise also erst kurz vor der Erwerbung für die Königlichen Museen. Die Maßnahmen umfassen passgenau eingesetzte Holzpartien, Anstückungen, Überschnitzungen, Ausspänungen und Kittungen im Holzträger. Besonders markant und umfangreich sind die Überarbeitungen in den Gesichtern.

(Auszug aus: Tobias Kunz, Bildwerke nördlich der Alpen. 1050 bis 1380. Kritischer Bestandskatalog der Berliner Skulpturensammlung, Petersberg, Michael Imhof Verlag 2014)

Entstehungsort stilistisch: Rhein-Maas-Gebiet

Material/Technik

Eichenholz

Maße

Höhe: 81 cm; Breite: 33 cm; Tiefe: 24,5 cm; Gewicht: 12,3 kg

Links/Dokumente

Skulpturensammlung und Museum für Byzantinische Kunst

Objekt aus: Skulpturensammlung und Museum für Byzantinische Kunst

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