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Skulpturensammlung und Museum für Byzantinische Kunst Skulpturensammlung [467]
http://www.smb-digital.de/eMuseumPlus?service=ImageAsset&module=collection&objectId=1312493&resolution=superImageResolution#4800782 (Skulpturensammlung und Museum für Byzantinische Kunst, Staatliche Museen zu Berlin CC BY-NC-SA)
Herkunft/Rechte: Skulpturensammlung und Museum für Byzantinische Kunst, Staatliche Museen zu Berlin / Antje Voigt (CC BY-NC-SA)
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Thronende Maria mit dem Kind

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Beschreibung

Die sitzende Maria trägt ein langes Kleid, das bis knapp unterhalb der Brust glatt anliegt und darunter bis zum Boden hin fein plissiert ist. Über den in regelmäßigen Zickzacklinien verlaufenden Haaren befindet sich ein dünner Reif, auf dem ursprünglich eine Reihe von hölzernen Edelsteinimitationen appliziert war, und darüber ein doppelt gelegter Schleier mit gekräuseltem Rand. Das Haupt des Christuskindes ist unbedeckt, man sieht die groben, großen Locken seitlich des Gesichts und die feineren Locken über der Stirn.
Der Oberkörper der hoch aufragenden Muttergottes ist auffällig nach hinten bzw. nach links gebogen. Diese Drehung ist nur im Zusammenspiel mit der Position und Handlung des Kindes verständlich. Es steht aufrecht auf dem linken Oberschenkel der Mutter und spiegelt die Biegung ihres überlängten Oberkörpers. Die auffallende, bei thronenden Madonnen in dieser Deutlichkeit ungewöhnliche Spiegelung der Haltungen bezieht sich wohl auf die Krönung Marias, als die die Geste der rechten Hand des Kindes gedeutet werden kann (Krone verloren).
Aufgrund der repräsentativen Größe und des Themas wird es sich um ein Altarbild gehandelt haben; da Maria, Kind und Bank innerhalb einer schmalen, hochrechteckigen Kontur bleiben, liegt die ursprüngliche Platzierung in einem Schrein, wie sie für zahlreiche Marienfiguren der Zeit nachgewiesen ist, zunächst nahe. Andererseits spricht jedoch die rückseitige Ausarbeitung der Muttergottes für eine relativ freie Aufstellung. Die Spuren einer sekundären Verwendung als bekleidetes Bildwerk in einem neuen Gehäuse, wofür insbesondere der Sockel stark verändert wurde, sprechen für eine spätere Aufstellung in einem Barockaltar, durch die dann spätestens der originale Kontext zerstört worden war.
Die Zuordnung zum süddeutschen Kunstkreis dürfte aufgrund der Ortsangabe auf dem Verladezettel am Rücken der Maria erfolgt sein. Wie in einer knappen Notiz in der Stückakte der Skulpturensammlung festgehalten wurde, wurde 1969 mündlich auf die thronende Maria in der Pfarrkirche zu Kiedrich (Rheingau) verwiesen, die dort 1860 auf dem Kirchenspeicher gefunden wurde, eine mittelrheinische, französisch geprägte Arbeit des frühen 14. Jahrhunderts. Obwohl der provinzielle Charakter der Figur eine genaue Zuordnung und Datierung erschwert, darf man dennoch eine Entstehung um 1330/50 in Südwestdeutschland annehmen. Die längliche Gesichtsform Marias, die eng zusammen liegenden (wenn auch ursprünglich weitaus größeren) Augen, die überlange, grafisch wirkende Nase und der schmale Mund ähneln etwa einer sitzenden Maria aus dem Schwarzwald im Badischen Landesmuseum Karlsruhe (Inv. C 10850; H. 100 cm, angeblich aus Altglashütten) oder einer stehenden Muttergottes von der Schweizer Seite des Bodensees, ehemals Sammlung Georg Schwarz, die beide ins zweite Viertel des 14. Jahrhunderts datiert werden.
Das Bildwerk führt in ekklektizistischer Weise bestimmte Motive zusammen, die in Südwestdeutschland seit 1300 für Marienfiguren entwickelt worden waren. Das macht die Datierung kurz vor der Jahrhundertmitte, als sich die Figurenauffassung auch in dieser Region grundlegend wandelte, sehr wahrscheinlich.

(Auszug aus: Tobias Kunz, Bildwerke nördlich der Alpen. 1050 bis 1380. Kritischer Bestandskatalog der Berliner Skulpturensammlung, Petersberg, Michael Imhof Verlag 2014)

Entstehungsort stilistisch: Südwestdeutschland

Material/Technik

Lindenholz mit ursprünglicher Fassung

Maße

Höhe: 126 cm; Breite: 42 cm; Tiefe: 30 cm; Gewicht: 27 kg

Links/Dokumente

Skulpturensammlung und Museum für Byzantinische Kunst

Objekt aus: Skulpturensammlung und Museum für Byzantinische Kunst

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