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Skulpturensammlung und Museum für Byzantinische Kunst Skulpturensammlung [M 296]
http://www.smb-digital.de/eMuseumPlus?service=ImageAsset&module=collection&objectId=1369602&resolution=superImageResolution#2506403 (Skulpturensammlung und Museum für Byzantinische Kunst, Staatliche Museen zu Berlin CC BY-NC-SA)
Herkunft/Rechte: Skulpturensammlung und Museum für Byzantinische Kunst, Staatliche Museen zu Berlin / Antje Voigt (CC BY-NC-SA)
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Königin Jeanne de Navarre als Stifterin

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Beschreibung

Die Haltung der königlichen Stifterin ist angelehnt an den Typ der stehenden Muttergottes mit Kind, wie er etwa durch die berühmte Trumeau-Madonna am nördlichen Querhausportal der Pariser Kathedrale (um 1250) verkörpert wird. Weit über ihrer linken Hüfte, eigentlich eher über ihrer linken Brust in Höhe des Herzens, hält sie – analog zum Christuskind – das Modell einer von ihr gestifteten Kapelle. Die für ein Stifterbild bemerkenswerte Zuneigung zum gestifteten Werk wird durch das lebendige Faltenspiel an Kleid und Mantel betont. Auf dem Kopf sitzt eine prachtvolle königliche Krone mit dichtem, wie verwoben wirkendem Band aus vier großen, lilienförmigen und ebenso vielen kleinen Zacken. Die goldene Fassung wird ihr das Aussehen einer Goldschmiedearbeit verliehen haben. Eine derart kostbare Rahmung steigert die Aufmerksamkeit des Betrachters für die Ebenmäßigkeit und Schönheit des sehr glatt und mit besonderer Präzision gearbeiteten Gesichts.
Trotz der Genauigkeit der Formen ist das Modell – eine einschiffige, zweijochige Kapelle – nicht spezifisch genug, um einem bekannten Bau zugeordnet werden zu können. Auch die Stifterin ist namentlich nicht bezeichnet. Doch wird der zeitgenössische Betrachter, auf den die Darstellung abzielte, sehr wohl gewusst haben, um wen es sich handelte. Er sah die kleine Figur vielleicht am Eingang oder zumindest in unmittelbarer Nähe zu der von der Stifterin symbolisch als Modell gehaltenen Kapelle, und ihr ungewöhnlich liebevoller Griff um den Bau signalisierte ihm ganz unmittelbar den Stiftungszusammenhang. Welche Königin, Königinwitwe oder Prinzessin aus den miteinander verbundenen Häusern Anjou und Navarra, denen die Königswürde zustand, kommt aufgrund der Datierung der Skulptur anhand von Stil und Kleidungsmode in Frage? Lässt sich die Architektur mit einem realen Bau in Verbindung bringen?
Es könnte sich um Johanna (1273–1305) handeln, Königin von Navarra, Gräfin der Champagne und seit 1284 Gattin des französischen Königs Phillip IV., genannt des Schönen (reg. 1285–1314). Die Statue könnte am ehesten im Zusammenhang mit dem von Johanna I. gestifteten Collège de Navarra, einem der am besten ausgestatteten und angesehensten Kollegien der Pariser Universität entstanden sein. Die Arbeiten an der Anlage begannen 1305, die der Kapelle 1309, 1315 scheinen sie zu einem vorläufigen Abschluss gekommen zu sein. Die sehr große, einschiffige Kapelle mit polygonalem Chorschluss und Dachreiter entsprach nicht dem Modell der Berliner Statuette; doch muss dies kein Argument gegen einen solchen Zusammenhang sein. Die Berliner Figur könnte im nicht öffentlichen Bereich, an einer Refektoriums- oder Dormitoriumstür gestanden hat. Möglich wäre sogar eine Platzierung am Lettnerportal.
Weibliche Stifterfiguren mit Kirchenmodellen gibt es seit 1270 mehrfach im Umkreis des französischen Hofs. Für sie sind unterschiedliche Aufstellungsarten anzunehmen. Zwei wenig später entstandene, etwa gleichgroße Statuen königlicher Stifterinnen (1328/29) – wohl Maria von Brabant, zweite Gattin Philipps III., und Johanna von Evreux, dritte Gemahlin Karls IV. – befinden sich noch heute in der Chapelle de Navarre, die südlich an den Chorumgang der Stiftskirche in Mantes (Yvelines) angebaut wurde. Nach einer ungesicherten Überlieferung stammen sie – gemeinsam mit zwei verlorenen männlichen Stifterfiguren – von einer zweitürigen Schranke am Eingang der Kapelle. Beiden Königinnen fehlt das Motiv der liebevollen Zuwendung zu ihrem Stiftungsobjekt, dessen Gestalt übrigens keineswegs mit der Chapelle de Navarre übereinstimmt.
Das Material, die bildhauerische Raffinesse und geradezu spitzfindigen Motivkombinationen, die bemerkenswert individuellen Gesichtszüge, die Krone und andere Motive sprechen für die Herkunft der Skulptur aus dem Umkreis des französischen Königshofs, genauer aus dem Kreis der Hofkunst Philipps IV.

(Auszug aus: Tobias Kunz, Bildwerke

Entstehungsort stilistisch: Paris

Historischer Standort: Collège de Navarra der Pariser Universität?

Eigentum des Kaiser Friedrich Museumsverein

Material/Technik

Kalkstein

Maße

Höhe: 82 cm; Breite: 25 cm; Tiefe: 18 cm; Gewicht: 31 kg; Höhe x Breite x Tiefe: 82 x 25 x 18 cm

Links/Dokumente

Skulpturensammlung und Museum für Byzantinische Kunst

Objekt aus: Skulpturensammlung und Museum für Byzantinische Kunst

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