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Skulpturensammlung und Museum für Byzantinische Kunst Skulpturensammlung [54/2017]
http://www.smb-digital.de/eMuseumPlus?service=ImageAsset&module=collection&objectId=2415998&resolution=superImageResolution#5635293 (Skulpturensammlung und Museum für Byzantinische Kunst CC BY-NC-SA)
Herkunft/Rechte: Skulpturensammlung und Museum für Byzantinische Kunst / Antje Voigt (CC BY-NC-SA)
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Der Knabe mit Vogelkäfig und totem Vogel

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Beschreibung

Auf einer runden Basis sitzt ein kleiner nackter Knabe neben einem leeren offenen Käfig. Er hatte scheinbar mit dem Vogel gespielt, der nun tot neben ihm liegt – stranguliert von einer Kordel, mit dem er an einem T-Stab befestigt war, um ihn vom Wegfliegen zu hindern. Ein derartiger Versuch muss zum tragischen Tod des Vogels geführt haben. Dieses MotivSymbol der verschwundenen Unschuld – war im Zeitalter der Aufklärung äußerst populär. Der Bildhauer Jean–Baptiste Pigalle hat die Reaktion des etwa einjährigen Kindes auf das ihm noch unerklärliche Unglück meisterlich erfasst. Der Kleine wendet seinen fragenden und traurigen Blick von seinem Spielgefährten ab, um bei einer fiktiven Bezugsperson – dem Betrachter? – nach einer Erklärung für das für ihn noch unfassbare Geschehen zu suchen. Während er mit seiner Linken den Käfig umfasst, führt er seine zur Faust geballte Hand zum Kinn, eine Gestik , die die Unsicherheit des Knaben ebenso zum Ausdruck bringt wie die zusammengeführten Füße, die eine typisch kindliche motorische Berührung widerspiegelt.

Die in Kalkstein ausgeführte Gruppe ist wohl ein Entwurfsmodell für Pigalles gleich große, im Louvre aufbewahrte Marmorausführung „L´enfant à la cage“, bei der allerdings der Vogel weggelassen wurde. Dies erscheint nicht verwunderlich, denn bei dem Knaben handelt es sich um ein reales Porträt: es ist der Sohn des einflussreichen Auftraggebers Jean Pâris de Montmartel (1690-1766), einem wohlhabenden und einflussreichen Bankier am Hofe König Ludwig XV., sowie Pate und Protektor der Marquise de Pompadour (1721-1764), dem die drastische Darstellung des Todes in Verbindung mit dem Porträt seines Sohnes, dem späteren Marquis de Brunoy (1748-1781), sicherlich nicht behagte. Bei Beibehaltung des Maßstabes veränderte Pigalle
seine Skulptur, um die Wünsche seines Auftraggebers zu erfüllen. Kreuzförmige Markierungen auf dem Modell legen die Vermutung nahe, dass der Knabe direkt als Vorlage für die Marmorausführung diente.

Wenngleich Denis Diderot Pigalles Marmorversion in einer Besprechung enthusiastisch feierte, muss dem Bildhauer die Veränderung sehr geschmerzt haben, denn in seinem letzten Lebensjahr schuf er noch ein weibliches Pendant, ein gleichaltriges Mädchen, dass den ausgeflogenen Vogel in ihrer Rechten hält.

Pigalles Skulptur besticht vor allem in der subtilen Darstellung des Knaben, die sich sowohl in der altersgemäßen Wiedergabe des Körpers wie auch in der kindlich-lebensnahen Reaktion auf den Tod des Vogels äußert, der ihm noch unbegreiflich erscheint. Sie spiegelt somit das in dieser Zeit aufkeimende Interesse wider, die Reaktion und die unbeholfene Motorik eines Kindes zu erfassen. Pigalles Skulptur des sitzenden Knaben mit dem Käfig darf als das erste Kinderporträt der Aufklärung gelten. Er leistete mit diesem Werk Pionierarbeit auf dem Gebiet der Kinderdarstellung, die nicht allein die erstaunte Mimik des Gesichtes, sondern zugleich auch den ganzen Körper stimmig erfasst. Spätere Bildhauergenerationen wie Jean-Antoine Houdon (1741-1828) und Johann Gottfried Schadow (1764-1850) sollten Pigalles Erneuerungen auf diesem Gebiet folgen.

Material/Technik

Kalkstein

Maße

Höhe x Durchmesser: 47,4 x 34,5 cm

Links/Dokumente

Skulpturensammlung und Museum für Byzantinische Kunst

Objekt aus: Skulpturensammlung und Museum für Byzantinische Kunst

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