Auf einer mit Sonnenflecken erleuchteten Waldeslichtung stehen zwei Damhirsche, deutlich erkennbar am mächtigen Schaufelgeweih und dem gefleckten Fell des hinteren Tiers. Aufmerksam blicken sie zum Betrachter, als registrierten sie dessen Blick − oder die Flinte des Jägers. »Beide Hirsche in Ihrem Bilde sind nach lebenden Eindrücken studiert«, erklärte der Tiermaler Friedrich Wilhelm Wegener dem Auftraggeber Joachim Heinrich Wilhelm Wagener (SMB-ZA, NL Wagener, Künstlerbriefe), der angesichts des eingesandten Bildentwurfs (Verbleib unbekannt) wohl dessen Naturhaftigkeit in Frage gestellt hatte. Und doch weckt der weiße, auch durch die Lichtregie hervorgehobene Hirsch schon aufgrund der seltenen Farbanomalie Assoziationen an die seit dem Mittelalter immer wieder von Künstlern aufgegriffene Legende des heiligen Hubertus. Dieser wurde bei der Jagd eines kapitalen weißen Hirsches durch die plötzliche Erscheinung eines Kruzifixes zwischen den Hörnern zu einem gottgefälligen Leben bekehrt, ein Motiv, das in Dresden nicht nur durch Ludwig Richter sehr gegenwärtig war. | Regina Freyberger
de