Obwohl die Tracht der Hauptfigur nach Italien verweist, läßt die Verlegung der Szene in einen Innenraum eine starke Bindung an die Tradition niederländischer Malerei erkennen. Bezeichnend für die nachlassende Verbindlichkeit ikonographischer Konventionen ist hier das Motiv des Schlafes: Ehedem hätte es, im Zusammenhang der Ikonographie der Sieben Todsünden, als Attribut der Faulheit verstanden werden müssen. Theodor Leopold Weller aber konnte auf ein Publikum zählen, das seine Alltagserfahrung in die dargestellte Situation einfühlte: Die Erschöpfung der Mutter spricht gerade für ihren liebenden Eifer – umso eindeutiger, als Kruzifix und Rosenkranz ihre Frömmigkeit, Spinnrad und Strickarbeit ihre Fürsorge bezeugen. – Vgl. auch Wellers Komposition »Das sterbende Kind« von 1835 (Landesmuseum Mainz), zu der die Nationalgalerie ein unmittelbares motivisches Parallelstück mit Eduard Meyerheims Bild »Junge Bäuerin bei ihrem kranken Kind« von 1854 (Inv.-Nr. A I 447) besitzt. | Claude Keisch
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