Das Bild »Berglandschaft mit Kühen« aus dem Jahr 1888 dürfte auf Landschaftsstudien zurückgehen, die Meyerheim in den 1860er Jahren auf Studienreisen durch die Schweiz anfertigte. Auf einem hohen Felsen gelegen, vor den gewaltigen Bergketten der Schweizer Alpen und des Inntals ragt die Burganlage von Schloß Tarasp in den wolkenverhangenen Himmel. Die mittelalterliche Festung, im 16. Jahrhundert umfassend ausgebaut, war 1829 an einen Privatmann verkauft worden und wechselte in den folgenden Jahren vielfach ihren Besitzer. Erst im Jahre 1900 begann durch den Dresdner Industriellen Dr. Karl August Lingner die Sicherung und Konservierung des stark ruinösen Baubestands. In Motivwahl, Komposition und der eingefangenen Licht- und Wetterstimmung gibt Paul Meyerheim Schloß Tarasp in der Tradition der mittelalter- und burgenbegeisterten Romantik, die er allerdings mit Genremotiven anekdotisch erweitert: So nähert sich der arbeitenden Landbevölkerung und den grasenden Kühen im Vordergrund eine Gruppe Städter. Spätestens mit der Eröffnung des Kurhauses Tarasp im Jahr 1864 dürften sie als Sommerfrischler die Gegend besucht haben. Über einen geschwungenen Pfad, vorbei am südlich der Burg gelegenen Tarasper See, wandern sie hier mit Sonnenschirmen blumenpflückend durch die Landschaft. Meyerheims ironische Auseinandersetzung mit dem modernen Tourismus hatte Vorläufer. Schon in den 1830er Jahren hatten Maler den Topos verschiedentlich aufgegriffen. – Vgl. in der Nationalgalerie vor allem Carl Spitzwegs »Engländer in der Campagna« (um 1835, Inv.-Nr. A II 505). | Regina Freyberger
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