Mit Ludwig Knaus bereiste Hubert Salentin 1853 den Schwarzwald und studierte dort eingehend die Landbevölkerung, ihre Trachten und Physiognomien. Noch viele Jahre später griff er in seinen Genrebildern auf einzelne dieser Motive zurück. Auch das 1870 entstandene Bild »Wallfahrer an der Kapelle« dürfte aus verschiedenen dieser Studien zusammengesetzt sein. Entsprechend der künstlerischen Vorstellungen seines Lehrers Wilhelm Schadow an der Düsseldorfer Akademie ging es Salentin dabei weniger um ein realistisches als um ein idealisiertes Bild bäuerlichen Alltags: So wird die Frömmigkeit der einfachen Leute als erstrebenswertes Vorbild eines gottesfürchtigen Lebens vorgestellt. Die Trachtenelemente – mittig sieht man ein junges Mädchen mit dem im 19. Jahrhundert ikonisch gewordenen Schwarzwälder Bollenhut – bereichern als Lokalkolorit die Szene und bezeugen das seit dem frühen 19. Jahrhundert zunehmende Interesse am »heimischen Volkstum« (Adolf Rosenberg, Aus der Düsseldorfer Malerschule, Leipzig 1889, S. 38). | Regina Freyberger
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