Zwischen 1863 und 1867 weilte Albert Hertel zu Studienzwecken in Italien. In Rom schloß er sich Heinrich Franz-Dreber an und übernahm von ihm das genaue Studium der Natur, das seitdem die wichtigste Grundlage seiner Kunst war – auch wenn er die Landschaften seiner Bilder mit malerisch-dichterischen Ideen und Figuren aus der Mythologie oder christlichen Heilsgeschichte verband. Obgleich Hertel seit 1877 mit Gustave Courbet befreundet und zeit seines Lebens überzeugter Pleinairist war, beugte er sich in den monumentalen Auftragsarbeiten deutlich dem damaligen Kunstgeschmack und setzte auf effektvolle Kompositionen und Landschaften.
Das biblische Bildthema der Ruhe auf der Flucht beschäftigte Hertel mehrfach, zuerst 1881 in deutlich kleinerem Breitformat (77 × 132 cm) für das Museum der Schlesischen Künste in Breslau. Hier wie dort verlegte Hertel die Szene in die südlichen Voralpen, wählte für Breslau allerdings eine deutlich idyllischere Landschaft mit Bach, schattenspendenden Bäumen und blühendem Oleander. Die spätere Komposition, zu der sich eine vorbereitende Federzeichnung in Privatbesitz erhalten hat (vgl. I. Hertel, Albert Hertel, Heidelberg 1981, S. 164, Nr. 94), wird dagegen von den in die Höhe ragenden Felsen dominiert. Eine Engelsgestalt am Abgrund ist mit dem weisenden Arm in Richtung Himmel gleichzeitig Heilsverkünder wie Schutzpatron. | Regina Freyberger
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