Ob die gleich großen Porträts von Mutter (Nationalgalerie, Inv.-Nr. A I 1083) und Sohn (1781–1848) als Gegenstücke gehängt werden sollten, ist unsicher, so unterschiedlich sind sie aufgefaßt. Der junge Hauptmann setzt sich im Zivil romantisch in Szene mit aufwendiger Drehung des Kopfes über die Schulter, um sich dem Betrachter aus der Bewegung heraus frontal zu stellen. Das Barett deutet auf einen Künstler hin; an dem faltenreich geschlungenen Mantel könnte man einen Carbonaro – die freiheitliche italienische Geheimgesellschaft begann von sich reden zu machen – erkennen, wären da nicht der schlohweiße Kragen und die edle Seidenkrawatte. Josef Stierle-Holzmeister war schon 1811 als Hauptmann der Infanterie in den Ruhestand getreten. Bis 1828 lebte er in Wien, weilte dann in Preßburg (heute Bratislava) und ab 1840 erneut in Wien. Als Mittelpunkt eines nicht nur von gebildeten Offizieren vielbesuchten Salons, in dem Dichter lasen und vornehme Besucher Wiens auftraten, machte er sich einen Namen und ließ 1844 seine Gesammelten humoristischen Novellen, Erzählungen und Gedichte in drei Bänden erscheinen. | Claude Keisch
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