1876, noch während oder kurz nach ihrer Studienzeit in München, schuf die in Breslau geborene Künstlerin Marie Spieler dieses ungewöhnliche Künstlerselbstbildnis: Sie gibt sich ohne alle Attribute ihrer künstlerischen Profession, vielmehr ganz bürgerlich in dunklem Kleid mit aufwendigem weißen Spitzenkragen und blickt aufmerksam und selbstbewußt zum Betrachter. Nach einem Studienaufenthalt in Paris wieder in Breslau ansässig, engagierte sich Marie Spieler bald als Vorsitzende in der 1902 gegründeten Vereinigung Schlesischer Künstlerinnen, die unter anderem über den Breslauer Salon Lichtenberg kontinuierlich Ausstellungen im Schlesischen Museum der bildenden Künste organisierte. Nach Spielers Tod im Dezember 1913 fiel dem Breslauer Museum per Testament ihr frühes Selbstbildnis zu. Als Teil des Geschenks der Volksrepublik Polens an die DDR gelangte das Porträt schließlich in die Sammlung der Nationalgalerie. | Regina Freyberger
de