Ruinen spielten im 18. und 19. Jahrhundert als Zeichen der Vergänglichkeit, als Denkmal einstiger nationaler Größe und als Projektionsfläche rückwärtsgewandter Utopien eine außerordentliche Rolle. Nachdem in Auswirkung des Wiener Kongresses restaurative Tendenzen an Boden gewonnen hatten, erlangte die romantische Rückbesinnung auf das altdeutsche Ritterwesen eine Neubelebung. Blechens unvollendet gebliebene Darstellung einer monumentalen romanischen Burgruine ist wohl als spöttische Reaktion auf diese Entwicklung zu deuten. Mit den Ausdrucksmitteln der Theaterdekoration persifliert er die Legende vom Heiligen Georg, dem Drachentöter. Blechen betont die bühnenhafte Wirkung der Szenerie, indem er die Reste des romanischen Bergfrieds wie eine Staffage von der Bergkulisse dahinter abhebt. Wie ein Wasserspeier hockt ein geflügelter Drache auf dem Turmstumpf, nach dem vom Horizont her sich nähernden, nur umrißartig angedeuteten Ritter Ausschau haltend. Nicht wie ein gefährliches Ungeheuer, das es durch Rittertugend zu bändigen gilt, eher wie ein harmloses Fabelwesen erscheint der Drache, der vorübergehend seine am Turmfuß befindliche unterirdische Behausung verlassen hat. | Gerd-Helge Vogel
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