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Nationalgalerie Alte Nationalgalerie [A III 668]
https://id.smb.museum/digital-asset/4468881 (Alte Nationalgalerie, Staatliche Museen zu Berlin CC BY-NC-SA)
Herkunft/Rechte: Alte Nationalgalerie, Staatliche Museen zu Berlin / Andres Kilger (CC BY-NC-SA)
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Der geblendete Simson

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Beschreibung

Im Jahre 1910 malte Lovis Corinth sich als »Der Sieger« (Verbleib unbekannt), in kostbarer Rüstung mit Lanze und Lorbeerkranz, vor sich seine junge Frau; 1911 stellte er sich als gerüsteten »Fahnenträger« (Muzeum Narodowe w Poznaniu) dar. Beide Bilder betonen und beschwören Stärke und Unverletzbarkeit. Am Ende des Jahres 1911 aber trifft Corinth ein Schlaganfall und untergräbt nachhaltig das trotzig gesteigerte Selbstgefühl.
Corinth, kaum zu Kräften gekommen, findet auch für die neue, demütigende Situation eine symbolisch aufgeladene, entlastende Form der Selbstdarstellung. Die Möglichkeit dazu war im Künstler- und Geniekult des 19. Jahrhunderts angelegt. Das Leben des wahren Künstlers, sein Leiden an der Welt, wird seit der Romantik als ein besonderes Schicksal verstanden. Selbst die Identifikation mit Christus oder mit Simson, einer alttestamentarischen Präfiguration Christi, gehörten zum Selbstverständnis deutscher Künstler.
Simson (Altes Testament, Buch der Richter 13–16) wurde durch Verrat und das Abschneiden seiner wundersamen Locken um übernatürliche Stärke gebracht. Seine Feinde, die Philister, fesselten ihn und stachen ihm die Augen aus. Mit den Haaren aber wuchs seine Kraft wieder. Der einstmals zur Belustigung der Philister herangeholte Simson rächte sich an seinen Widersachern durch das Zerbrechen der tragenden Säulen des Festsaales, der ihn wie die Philister unter sich begrub. – Eine gut übertragbare Geschichte von Verlust und Aufbegehren, von Sieg und Untergang.
Lovis Corinth hat die tastende rechte Hand des ›geblendeten Simson‹ aus seiner Zeichnung »Hiob und seine Freunde« vom Februar 1912 übernommen. Mit dem demütig ergebenen Hiob verglich sich der so verzagte wie bibelfeste Corinth in der ersten Zeit seiner Krankheit. Nun, im Sommer 1912, hat sich die dargestellte Geduld in wütende Verzweiflung, in ein bedrohliches Aufbegehren gewandelt. Gleich einem verletzten Tier stürmt dieser Simson vorwärts. Und doch ist das Gemälde zugleich eine wichtige Vorstufe zu dem lichten, vergeistigten »Ecce Homo« von 1925 (Kunstmuseum Basel), dessen erste Vorarbeiten zeitgleich mit diesem Bild entstanden. | Angelika Wesenberg

Material/Technik

Öl auf Leinwand

Maße

Höhe x Breite: 130 x 105 cm; Rahmenmaß: 159 x 125 x 11 cm

Links/Dokumente

Nationalgalerie

Objekt aus: Nationalgalerie

Die Nationalgalerie umfängt einen Kosmos der Kunst vom 19. Jahrhundert bis in die unmittelbare Gegenwart. Wer sich in ihre Ausstellungen begibt,...

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