Bereits im Jahr 1896, seinem ersten Amtsjahr als Direktor der Nationalgalerie, setzte Hugo von Tschudi auf Ankäufe internationaler Künstler. Neunzehn Werke ausländischer Maler wurden damals allein aus der Internationalen Kunstausstellung Berlin erworben, darunter auch Joaquín Luque Rosellós Genregemälde »Vom Altar in die Arena«, das aus den Erträgen der Großen Berliner Kunstausstellung von 1895 finanziert wurde. Der später nach Argentinien ausgewanderte Luque Roselló inszenierte mit der detailreichen Schilderung der Heirat eines Stierkämpfers das Idealbild eines traditionsverbundenen Spaniens und traf damit offenbar genau den Geschmack der Zeit. Die präzise Darstellung mit ihren novellistischen und humoristischen Momenten – dem unter der Last des golden beschlagenen Missale schier zusammenbrechenden Chorknaben beispielsweise – ist in vier Versionen bekannt: Die früheste Fassung datiert auf 1894 und war auf der dritten Internationalen Kunstausstellung im Wiener Künstlerhaus unter dem Titel »Messe vor dem Stierkampf« zu sehen (Verbleib unbekannt; vgl. F. Boetticher, Malerwerke des 19. Jahrhunderts, Bd. 1/2, Dresden 1895, S. 945, Nr. 1). Das Bild der Nationalgalerie entstand ein Jahr später. Eine annähernd gleich große Replik aus dem Jahr 1897 wurde zuletzt auf dem Kunstmarkt gehandelt (»La boda«, Sotheby’s London, Auktion vom 16.11.2004, Los 199), ebenso eine weitere, in Komposition und Details reduzierte, leicht abweichende, undatierte Fassung deutlich kleineren Formats (Bernaerts Veilinghuis, Antwerpen, Auktion vom 22.4.2002, Los 40). | Regina Freyberger
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