Stimmungshaft gesteigerte Bilder der norwegischen Landschaft begründeten den Erfolg des Malers Adelsteen Normann, auch in Berlin, wo er seit 1887 ansässig war. Die Betonung von Wetterphänomenen hatte Normann bei Eugen Dücker während seines Studiums in Düsseldorf gelernt. So zeigt sich in seinem Œuvre eine besondere Vorliebe für eindrucksvolle Wolken- und Lichtstimmungen. Dem Impressionismus stand Normann trotz lockerem und teils getüpfeltem Pinselstrich eher fern. Seine Landschaften entstanden im Atelier nach Freilichtstudien, die er jährlich während der Sommermonate in Norwegen anlegte. 1891 zeigte er auf der Internationalen Ausstellung in Berlin unter anderem das Werk »Sommerabend in den Lofoten«: die Ansicht eines im Licht der untergehenden Sonne rötlich gefärbten Fjords mit Dampfschiff und Segelbooten vor majestätisch schneebedeckten Gipfeln. Die Erwerbung des Bildes hatte der mit Normann befreundete, norwegenbegeisterte Kaiser Wilhelm II. veranlaßt. Ausgestellt wurde das Bild in der Nationalgalerie nie. Auch sind Normanns Werke heute zumeist dem Vergessen anheimgefallen. Dafür verbindet sich sein Name untrennbar mit dem ›Munch-Skandal‹, der sich an der ersten Munch-Ausstellung in Berlin im Jahre 1892 entzündete. Die auf Initiative Normanns vom Verein Berliner Künstler veranstaltete Schau war damals von der Presse übel geschmäht worden (vgl. den unveröffentlichten Briefwechsel zwischen Adelsteen Normann und Edvard Munch im Munchmuseet, Oslo). Angesichts des eigenen eher konservativen Schaffens ist Normanns Einsatz für Munch umso höher zu schätzen. | Regina Freyberger
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