Aus dem Besitz des Sohnes des Künstlers – dem Reichstagsabgeordneten Adolf Wilhelm Henning – hatte der Berliner Kunstschriftsteller Hans Rosenhagen einige Werke Adolf Hennings erworben, darunter dieses Bildnis des Vaters sowie die »Landschaftsstudie aus Tivoli« (Nationalgalerie, Inv.-Nr. A III 701). Beide Bilder verkaufte Rosenhagen 1943 an die Nationalgalerie. Darüber hinaus gelangten zwei weitere Gemälde Hennings durch Vermittlung Rosenhagens in die Sammlung der Nationalgalerie: »Schlesischer Gutshof« (Inv.-Nr. A II 598, Kriegsverlust) und »Agriccia« (Inv.-Nr. A II 597, Kriegsverlust, zuletzt in der Deutschen Botschaft in London, dort 1946 versteigert).
Henning porträtierte mehrfach Mitglieder seiner Familie; vom Vater, dem Komponisten Carl Wilhelm Henning (1784–1867), schuf er drei Bildnisse. Im vorliegenden Bruststück charakterisierte er ihn als selbstbewußten, prüfend zum Betrachter blickenden Vertreter des Bürgertums, noch vor dessen Karriere als Musikdirektor (1836) und Hofkapellmeister an der Königlichen Oper zu Berlin (1841–1848). Bedingt durch seine Stellung, konnte der Vater den Sohn in die Kreise bedeutender Auftraggeber einführen, woraus Henning langwährende Freundschaften erwuchsen. Vom Kunstmäzen und Sammler Graf Athanasius Raczyński erhielt er den Auftrag zu einem Familienbildnis, das den Sammler mit Bruder, Sohn und Neffen in den Räumen seiner Kunstsammlung Unter den Linden 21 zeigt (1839, Muzeum Narodowe w Poznaniu). Die Ausstellung dieses Familienbildnisses mit vier lebensgroßen Ganzfiguren 1839 in Berlin machte Henning derart bekannt, daß er zu einem der gefragtesten Porträtisten wurde. | Birgit Verwiebe
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