Wohl 1870 entstand in München dieses Bild eines wandernden Schäfers mit seiner Schafherde. 1916 gelangte es über die Sammlung Georg August Freunds (1836–1914) in die Nationalgalerie. Freund hatte das Bild aus dem Nachlaß des Tiermalers Albert Heinrich Brendel erworben und so wurde in Freunds Nachlaßinventar das Werk irrig als Arbeit Brendels geführt. Zwischenzeitlich war das Werk zudem mit Brendels Bild »Heimgang zum Dorf« (1866, 134 × 200 cm) verwechselt worden, das die Nationalgalerie indes 1922 verkauft hatte (Verbleib unbekannt). Der eigentliche Künstler ist über die schwer lesbare Signatur (»Hagemann«) nicht eindeutig zu identifizieren. Denkbar wäre Godefroy de Hagemann, ein Schüler des Genre- und Tiermalers Filippo Palizzi, der sich später zunehmend der Orientmalerei zuwandte. Durch den Lehrer Palizzi dürfte Hagemann auch mit der Schule von Barbizon bekannt gewesen sein, von deren Arbeiten diese Darstellung zweifelsohne beeinflußt ist. Doch ob Hagemann tatsächlich jemals in München war, ist unbekannt. Ebenfalls irritiert die zu anderen Werken des Künstlers abweichende Signatur, die sich damit erklären ließe, daß Hagemanns Atelierbestände 1880 veräußert und möglicherweise postum signiert worden waren. | Regina Freyberger
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