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Nationalgalerie Alte Nationalgalerie [A I 844]
https://id.smb.museum/digital-asset/5008245 (Alte Nationalgalerie, Staatliche Museen zu Berlin CC BY-NC-SA)
Herkunft/Rechte: Alte Nationalgalerie, Staatliche Museen zu Berlin / Jörg P. Anders (CC BY-NC-SA)
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Das Schleifen der Granitschale

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Beschreibung

1832 präsentierte Johann Erdmann Hummel auf der Berliner Kunstausstellung einen dreiteiligen Gemäldezyklus. Er war einer damals herausragenden ingenieurtechnischen Leistung gewidmet: dem Schleifen und Wenden der großen Granitschale sowie ihrer Aufstellung im Lustgarten vor dem Alten Museum. Seit den 1820er Jahren hatte man in Berlin aus Granitblöcken, die infolge der Eiszeit in der Umgebung zu finden waren, Sockel, Schalen und dergleichen hergestellt. Der Hofsteinmetz und Baurat Christian Gottlob Cantian, der sich auf die Bearbeitung von Granit spezialisiert hatte, fertigte auf Bestellung des englischen Gesandten Herzog von Devonshire eine große Granitschale. König Friedrich Wilhelm III. verlangte daraufhin auch für Preußen eine solche Schale, die jene für England übertreffen sollte. Cantian versprach ein Stück, das größer und herrlicher sein werde als die antike Porphyrschale aus dem goldenen Haus Neros (P. O. Rave, Die Granitschale im Lustgarten, in: Karl Friedrich Schinkel, Lebenswerk, Bd. 1, Berlin 1848, S. 124).
In Abstimmung mit Karl Friedrich Schinkel war die Schale ursprünglich für die Rotunde des im Bau befindlichen Alten Museums gedacht. Der Findling aus den Rauenschen Bergen bei Fürstenwalde erwies sich dafür jedoch als zu groß. Auf Stämmen wurde der achtzig Tonnen wiegende Fels zur Spree transportiert und mit einem Kahn nach Berlin gebracht. In den nachfolgenden zwei Jahren wurde die Schale mittels modernster Dampfmaschinen-Technik in einer Werkstatt nahe dem Museum geschliffen und poliert. Hummel hielt die Schleifarbeiten, die großes öffentliches Interesse fanden, in einem Gemälde fest (Nationalgalerie, Inv.-Nr. A I 884). Es zeigt sein Verständnis für technische Zusammenhänge und optische Erscheinungen. Zahlreiche Spiegelungen auf der lebhaft gemusterten, glattpolierten Oberfläche des Granits ergeben reizvoll verzerrte Bilder. Nach Abschluß der Schleifarbeiten wurde die Schale mit einer großen Winde umgedreht. Auch diesen Vorgang stellte Hummel in einem Gemälde dar (ehemals Stiftung Stadtmuseum Berlin, Kriegsverlust). Schließlich wurde 1834 die monumentale Schale mit einem Durchmesser von fast sieben Metern provisorisch auf drei Granitblöcken vor dem Alten Museum aufgestellt. Als »Biedermeierweltwunder« (P. O. Rave, Kunst in Berlin, Berlin 1965, S. 106) hatte die Herstellung und Plazierung der Granitschale ganz Berlin, Ingenieure, Architekten und Schaulustige, in Atem gehalten, und Hummel ließ sich erneut zu einer Darstellung inspirieren (Nationalgalerie, Inv.-Nr. A I 843). Sein Interesse an optischen Phänomenen demonstrierte er auch in dieser, den Zyklus abschließenden Komposition. Wie eine Sammellinse nimmt die polierte Außenwand der Schale das Licht des sonnigen Tages in Spiegelbildern ihrer Umgebung auf. Die umstehenden Lustgartenbesucher sind, auf dem Kopf stehend, in einem panoramaartigen Rundbild am Schalenboden wiedergegeben. Im Vordergrund, neben einem Soldaten, betrachtet der Baurat und Hummel-Schüler Cantian, feierlich in Gehrock und Zylinder gekleidet, stolz sein Werk. Bei den beiden Knaben handelt es sich um die Söhne Hummels, die in Begleitung ihrer Cousine die Schale bestaunen. Bewundernswert ist die täuschende Wiedergabe der Körnung des Gesteins. Hummels Blickwinkel monumentalisiert die aus der Nahsicht riesenhaft wirkende Schale, die über die Traufhöhe der den Lustgarten umstehenden Architektur von Dom und Schloß hinauszuwachsen scheint. | Birgit Verwiebe

Material/Technik

Öl auf Pappe

Maße

Höhe x Breite: 46 x 75 cm; Rahmenmaß: 59 x 86,5 x 5,5 cm

Links/Dokumente

Nationalgalerie

Objekt aus: Nationalgalerie

Die Nationalgalerie umfängt einen Kosmos der Kunst vom 19. Jahrhundert bis in die unmittelbare Gegenwart. Wer sich in ihre Ausstellungen begibt,...

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