»Als besonderes Muttererbe« sei ihm, so Thoma, »ein reicher Schatz von Phantasie und Poesie in den einfachen Grundformen, wie sie noch im Volke lebt«, gegeben (zit. nach: F. von Ostini, Thoma, Bielefeld 1900, S. 7). In der Tat schuf Thoma verschiedentlich Kompositionen, die den deutschen Märchen und Sagen nahestehen, ohne daß sie sich einer literarischen Quelle zuordnen ließen. Wie im Werk von Moritz von Schwind oder Arnold Böcklin beruhen Thomas Bildentwürfe dieser Art meist auf eigenen Erfindungen. Auch diese düstere Waldszene geht, trotz aller Rotkäppchen-Allusionen, auf keinen bekannten Märchenstoff zurück: Dem Mädchen, das mit rotem Schultertuch und kleinem Proviantbeutel durch den dunklen Wald schreitet, nähert sich von hinten ein Jäger, der sie mit weisender Armbewegung anspricht. Der Jäger aber, im Märchen meist die Figur des Helfers in der Not, hat hier einen Klumpfuß, ein Merkmal des Teufels. | Regina Freyberger
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