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Nationalgalerie Alte Nationalgalerie [F.V. 46]
https://id.smb.museum/digital-asset/5151461 (Alte Nationalgalerie, Staatliche Museen zu Berlin CC BY-NC-SA)
Herkunft/Rechte: Alte Nationalgalerie, Staatliche Museen zu Berlin / Jörg P. Anders (CC BY-NC-SA)
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Kronprinz Friedrich besucht den Maler Pesne auf dem Malgerüst in Rheinsberg

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Beschreibung

Mit der »Ansprache bei Leuthen« (Nationalgalerie, Inv.-Nr. A II 839) brach die Reihe der Friedrichsbilder ab und wurde durch kleine parodistische Geschichts-Genrebilder von hochartifizieller Abseitigkeit und malerischem Witz abgelöst, deren Reihe sich bis in die achtziger Jahre hinein erstreckt: verwirrende Selbstbespiegelungen einer Kunst, der der Stoff entgleitet. Anfang der sechziger Jahre bestellte der Berliner Chemiefabrikant Kahlbaum bei Menzel, in bemerkenswerter Mischung, vier Motive aus der Kronprinzenzeit Friedrichs II. und fünf Motive aus der Gegenwart, alles Gouachen. Die einzelnen Gegenstände waren zweifellos Menzels eigene Wahl. Während einer Kur in Rheinsberg 1860 hatte er das Schloß studieren können, das Kronprinz Friedrich für seine musische Hofhaltung hatte umbauen lassen. Dabei erhielt die Decke des Ballsaales ein Deckenbild von Antoine Pesne: »Apollo vertreibt die Finsternis« (1740) – eine Allegorie, die man in der Umgebung des Kronprinzen auf den baldigen Thronwechsel bezog.
Mit großem Aufwand an bewegten Figuren, erzählerischen wie malerischen Pointen, Querblicken, Beleuchtungs- und perspektivischen Effekten schildert die kleine Komposition eine Episode während der Entstehung dieses Freskos. Wiewohl an sich belanglos, schlägt sie doch das im 19. Jahrhundert weitverbreitete Rahmenthema ›König und Künstler‹ an und berührt damit die Würde der Kunst. Man befindet sich, vom Boden abgelöst, ›bodenlos‹, in der Höhe des Malgerüstes und nimmt dennoch das Meiste aus der Untersicht wahr. Große, überlaufende Farbtöpfe stehen kipplig umher. Weil alle Künste zusammengehören, füllt der Hofmusiker Franz Benda den Raum verträumt mit seinem Bratschenspiel. Während ein Gehilfe die Palette reinigt, scherzt, eine Gerüststufe höher und fast schon mit dem Himmel des Freskos verschmelzend, Friedrichs Hofmaler Antoine Pesne mit seinem Modell. Neugierig hinaufblickend nähert sich Friedrich, dessen Erscheinen ein kräftiger Sonnenstrahl hervorhebt. Ihn begleitet der Baumeister des Schlosses, Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff.
Der Bildraum ist aufs reichste durch die Gerüstkonstruktionen perspektivisch verbaut, alle Figuren sind Abgründen nahe, am augenfälligsten der einsame Musiker, der einem Somnambulen gleicht. Die vornübergefallene Gliederpuppe scheint nicht nur auf den Sieg der Natur über akademische Künstlichkeit anzuspielen, sondern die Perspektive als solche zu parodieren. Die Mittelachse ist mit einer schweren pyramidalen Kombination aus Figur und Gegenständen besetzt. Darunter ist ein prächtig gedrechselter barocker Stuhl – unerwartet auf einem Malgerüst. Nur die wenigen Besucher von Menzels Atelier wußten damals: Es ist Menzels eigener Stuhl! Indem er ihn, was durchaus nicht naheliegt, dem Künstler des 18. Jahrhunderts zuordnet, identifiziert er sich mit ihm und wird selbst ›der Maler Friedrichs des Großen‹. Oder anders: Der Stuhl ist noch leer, es fehlt nur noch sein Besitzer, um das Bild eines Glücksmoments der Kunst zu vervollständigen. Dies zu legitimieren, mobilisiert Menzel allen Zauber und alle Subtilität seiner Malerei. | Claude Keisch

Leihgabe der Bundesrepublik Deutschland

Material/Technik

Gouache auf Papier, auf Pappe kaschiert

Maße

Höhe x Breite: 24 x 32 cm; Rahmenmaß: 43,5 x 53 x 7 cm

Links/Dokumente

Nationalgalerie

Objekt aus: Nationalgalerie

Die Nationalgalerie umfängt einen Kosmos der Kunst vom 19. Jahrhundert bis in die unmittelbare Gegenwart. Wer sich in ihre Ausstellungen begibt,...

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