museum-digitaldeutschland
STRG + Y
de
Nationalgalerie Alte Nationalgalerie [A I 984]
https://id.smb.museum/digital-asset/4994353 (Alte Nationalgalerie, Staatliche Museen zu Berlin CC BY-NC-SA)
Herkunft/Rechte: Alte Nationalgalerie, Staatliche Museen zu Berlin / Jörg P. Anders (CC BY-NC-SA)
1 / 1 Vorheriges<- Nächstes->

Saint Germain l´Auxerrois

Kontakt Zitieren Datenblatt (PDF) Originalversion (Datensatz) Entfernung berechnen Zum Vergleich vormerken Graphenansicht

Beschreibung

Am 27. April 1867 erbat Claude Monet für sich und Auguste Renoir beim kaiserlichen Kunstintendanten die Erlaubnis zum Aufstellen ihrer Staffeleien unter den Kolonnaden des Louvre (vgl. D. Wildenstein, Claude Monet, Lausanne 1991, S. 188, Brief 2687). Monet und Renoir wollten im Freien malen, wie dreißig Jahre zuvor die Maler in Barbizon bei Paris. Ihnen aber ging es nicht um stille Natur, um Waldwinkel und rastendes Vieh, sondern um die Großstadt mit eilenden Menschen, um den Ausdruck von Geschwindigkeit.
Monet malte in diesem Frühjahr 1867 drei Ansichten vom Louvre aus: »Le Quai du Louvre« (Gemeentemuseum, Den Haag), »Le Jardin de l’Infante« (Allen Memorial Art Museum, Oberlin College, Ohio) und eben »Saint Germain l’Auxerrois«. Das Berliner Bild verbindet, heute kaum noch merklich, Altes und Neues, Konvention und Neuerung: Der Blick erfaßt ein Architekturdenkmal, die ehemals königliche Pfarrkirche mit ihrer spätgotischen Fassade. In Spannung dazu steht rechts im Vordergrund eines jener damals ganz modernen großen Mietshäuser, wie sie seit kurzem auch die breiten Boulevards säumten. Die Ausschnitthaftigkeit, ja Zufälligkeit dieser Stadtansicht ähnelt jener der damals neu im Handel angebotenen Architekturfotografien. Dem erwarteten Interesse an der Architektur entspricht deren klare Erfassung und gute Erkennbarkeit. Das Irritierende an dem Bild war die nur flüchtig erfaßte, eilende Menschenmenge unter den blühenden Kastanien. Sie war es, die die Empörung der Kritiker und Betrachter erregte.
1869 sandte Monet die drei Ansichten zum jährlichen Salon ein, sie wurden erwartungsgemäß zurückgewiesen. So stellte er sie im Schaufenster des Farbenhändlers Latouche in der Rue Lafayette dem Publikum vor. Hier riefen sie in seinem Beisein den Protest Honoré Daumiers hervor, wie er später selbst notierte. Vermutlich haben auch Daumier die epigrammatisch, fleckenhaft dargestellten Figürchen erbost. Daumier verkürzte zwar Personen in seinen Bildern zu Karikaturen, aber sie blieben Einzelwesen. Monet dagegen fing die Anonymität der hastenden Menge ein.
Émile Zola dagegen hatte für diese Bilder Verständnis. 1868 notierte er über Monet: »Er liebt die Ansichten unserer Städte, die grauweißen Flecken, die die Häuser vor dem hellen Himmel bilden; auf den Straßen liebt er die geschäftig in Paletots hin- und herlaufenden Menschen« (É. Zola, Schriften zur Kunst. Die Salons von 1866–1896, Frankfurt am Main 1988, S. 106).
Das nächste große Architekturbild malte Monet erst wieder 1873, den »Boulevard des Capucines« (Puschkin-Museum Moskau). Es zeigt ebenfalls eine eilende Menschenmenge von oben gesehen. Monet stellte dieses Bild auf der ersten Impressionistenausstellung 1874 aus. Und noch immer befremdeten vor allem die nur angedeuteten Figuren; der Kritiker Louis Leroy bezeichnete sie gar als »Spuckeflecken« (L. Leroy, L´exposition des impressionnistes, in: Le Charivari, 25.4.1874). Diese zeichenhaften, gesichtslosen Figürchen müssen seinerzeit wie ein Kulturschock gewirkt haben. | Angelika Wesenberg

Material/Technik

Öl auf Leinwand

Maße

Höhe x Breite: 79 x 98 cm; Rahmenmaß: 112 x 131 x 12 cm

Links/Dokumente

Nationalgalerie

Objekt aus: Nationalgalerie

Die Nationalgalerie umfängt einen Kosmos der Kunst vom 19. Jahrhundert bis in die unmittelbare Gegenwart. Wer sich in ihre Ausstellungen begibt,...

Das Museum kontaktieren

[Stand der Information: ]

Hinweise zur Nutzung und zum Zitieren

Die Text-Informationen dieser Seite sind für die nicht-kommerzielle Nutzung bei Angabe der Quelle frei verfügbar (Creative Commons Lizenz 3.0, by-nc-sa) Als Quellenangabe nennen Sie bitte neben der Internet-Adresse unbedingt auch den Namen des Museums und den Namen der Textautorin bzw. des Textautors, soweit diese ausdrücklich angegeben sind. Die Rechte für die Abbildungen des Objektes werden unterhalb der großen Ansichten (die über ein Anklicken der kleineren Ansichten erreichbar werden) angezeigt. Sofern dort nichts anderes angegeben ist, gilt für die Nutzung das gerade Gesagte. Auch bei der Verwendung der Bild-Informationen sind unbedingt der Name des Museums und der Name des Fotografen bzw. der Fotografin zu nennen.
Jede Form der kommerziellen Nutzung von Text- oder Bildinformationen bedarf der Rücksprache mit dem Museum.