Das Bildnis war bevorzugtes Sujet von Wilhelm Füssli. Schon während seines Studiums am Städelschen Kunstinstitut in Frankfurt am Main, an der Akademie der Künste in München und im Atelier von Thomas Couture in Paris zeigte sich diese Vorliebe, die Füssli zu einem der erfolgreichsten akademischen Bildnismaler der Schweiz des späten 19. Jahrhunderts werden ließ. Selbst als er bereits in Italien lebte, kehrte er immer wieder nach Deutschland und in die Schweiz zurück, um dort erhaltene Porträtaufträge auszuführen.
Das männliche Brustbildnis, das 1903 aus der Sammlung des Kunsthistorikers Conrad Fiedler (1841–1895) in die Nationalgalerie gelangte, zeigt vermutlich den jungen Fiedler selbst, ein Jahr vor seinem Staatsexamen als Jurist, vor dunklem, neutralem Hintergrund. Allein das leicht ins Profil gedrehte Gesicht und der helle Hemdkragen darunter erscheinen beleuchtet und lenken so das Interesse auf den ernsten, nachdenklichen Ausdruck und die hohe Denkerstirn. Sechs Jahre später posierte Fiedler ähnlich streng und zurückgenommen für Hans von Marées (Germanisches Nationalmuseum, Nürnberg) und 1884 für Hans Thoma (Nationalgalerie, Inv.-Nr. A I 772). | Regina Freyberger
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