Seit den 1830er Jahren schuf Christian Friedrich Gille, der zum Broterwerb vor allem als Lithograph und Porträtist tätig war, nach dem Vorbild seines Lehrers Johan Christian Dahl private, überraschend freie Ölstudien. Sie vor allem sollten später seinen Ruhm ausmachen, während Gille mit den komponierten, größeren Bildern niemals den erhofften Erfolg hatte. Das Bild »Hirtenjunge mit Herde« in der Landschaft ist weder Porträt noch eine Handlungs- oder Milieustudie, der Junge ist mit seinen Tieren Teil der Landschaft. Mit dem erhobenen Arm, der das Gesicht verschattet, durchmißt die Figur die gesamte Höhe des Bildes und gliedert die Komposition, wie in anderen Fällen dargestellte Bäume. Dabei ist die Figur des Hirten mit den gleichen zügigen, abstrahierenden Pinselstrichen erfaßt wie die umliegende bäuerliche Landschaft mit dem Dorf und seinem Kirchturm in der Ferne. Licht- und Schattenpartien überziehen Figur und Landschaft gleichermaßen und führen zu scharfen Kontrasten. Das Licht wird als eigentliches Thema dieser Studie durch die beschattende Hand sogar symbolisiert. | Angelika Wesenberg
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