»Diese fünf schweigenden Menschen an dem Tisch verblüffen, auch das Mädchen auf der Treppe […] Und auch die Mauer, das Haus mit den Bögen, durch die man in den Himmel schaut. […] Sie sind unter sich, und ohne dass sie es aussprechen, wünschen sie, unter sich zu bleiben. Es wäre auch schwierig, zu ihnen zu dringen. Der Winkel neben der Treppe schützt sie. Er ist eine Welt für sich. Die hohen Wände gebieten Schweigen« (J. Meier-Graefe, Hans von Marées, Bd. 1, München 1910, S. 269–271).
Gleich zweimal, fast unverändert, hat Marées diesen Entwurf für die Fresken an der Ostwand der Bibliothek in der Zoologischen Station in Neapel ausgeführt (Variante im Von der Heydt-Museum, Wuppertal). Mit der Komposition »Pergola« brachte er die Freunde, die kleine Gruppe der am Aufbau der Station tätigen Wissenschaftler und Künstler, in diese ansonsten zeitlose, der Idee des Goldenen Zeitalters verbundene Bildwelt ein: links die beiden Zoologen Anton Dohrn (1840–1909) und Nikolaus Kleinenberg (1842–1897), in der Mitte der vielfältige Funktionen wahrnehmende schottische Dichter Charles Grant (1841–1889), auf der rechten Seite die beiden mit der Ausgestaltung des Festsaales betrauten Künstler Marées und Hildebrand (1847–1921). Ort der Zusammenkunft ist eine Taverne im unvollendet gebliebenen Palazzo Donn’Anna am Golf von Neapel, zu der die Freunde des Abends gern mit dem Boot hinüberfuhren. Diese ihm besonders wichtige Komposition hat Marées zudem mit großen Einzelstudien der Dargestellten vorbereitet (vgl. ebd., Bd. 2, 1909, S. 196–199). Das schöpferische und freundschaftliche Miteinander in diesen Monaten der gemeinsamen Arbeit für ein kühnes Projekt hat er sehr genossen. Gleiches sollte ihm in seinem Leben nicht wieder begegnen. Die Studie wie das ausgeführte Fresko aber zeigen kein lebhaftes Miteinander, bestenfalls abendliche Erschöpfung, wie von Meier-Graefe in seiner Marées-Publikation prägnant beschrieben (vgl. ebd., Bd. 1, 1910, S. 243–282). Das gegenüberliegende Fresko auf der westlichen Wand der Bibliothek stellt den Aufbruch der Fischer dar. Ragen dort hohe Felsen auf, so hinter dieser Gruppe von Intellektuellen die schützenden Mauern eines historischen Bauwerkes. Der selbstverständlichen, gemeinsamen Tätigkeit der Fischer dort entspricht hier ein handlungsloses Beieinander. Der Eindruck von Vereinzelung und Ernst könnte an der Erkenntnis liegen, nicht wirklich zu dieser idealisierten Welt voller Natürlichkeit, Heiterkeit und Selbstverständlichkeit zu gehören. | Angelika Wesenberg
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