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Museum für Asiatische Kunst Ostasien [1963-6]
https://id.smb.museum/digital-asset/4337727 (Museum für Asiatische Kunst, Staatliche Museen zu Berlin CC BY-NC-SA)
Herkunft/Rechte: Museum für Asiatische Kunst, Staatliche Museen zu Berlin (CC BY-NC-SA)
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Schreibkasten (suzuribako)

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Beschreibung

Der Schreibkasten mit dem flachen Überfalldeckel ist annähernd quadratisch. Seine vier Ecken sowie die Deckeloberseiten sind abgerundet. Der Deckel ist kaum merklich gewölbt und am Rand dünn abgesetzt. Die Ränder des Kastens und des Deckels sind mit Silber eingefasst. Die Form des Schreibkastens ebenso wie seine Inneneinteilung gehen auf klassische Vorbilder des 15. und 16. Jahrhunderts zurück. Die Innenausstattung ist vollständig: Das mittlere Brett nimmt den Tuschereibstein (suzuri) und den Wassertropfer (mizuire) in Form eines fliegenden Reihers vor Wolken auf. Die linken und rechten Fächer beinhalten zwei Pinsel und den Tuschehalter sowie Papiermesser und Ahle zum Lochen des Papiers. Die Metallbeschläge der drei letzteren sind mit Kirschblüten und Ahornblättern dekoriert. Zur besseren Fixierung der Schreibutensilien sind die Stegleisten der Ablage ausgeschnitten. Den Deckel verziert eine stilisierte 16blättrige Goldlack-Chrysantheme, das kaiserliche Emblem, auf dichtem rötlichem "Birnenschalen-Grund" (nashiji). Im Deckel ist auf dicht gestreutem, gelblichem nashiji eine Teilansicht des kaiserlichen Schlosses in Tôkyô mit Wall, Wassergraben, zwei Brücken und Bäumen zu erkennen. Ähnlich wie bei dem Landschafts-Dekor des zugehörigen größeren Papierkastens verbindet sich in der Ansicht des Kaiserpalastes sorgfältigste Detailausarbeitung in verschiedenen Goldtönen, Silber- und Schwarzlack mit einem reichhaltigen Wechsel der klassischen Streulacktechniken wie nashiji, togidashi-makie (poliertes Streubild), hira- und taka-makie (flaches und erhabenes Streubild), okibirame (regelmäßig eingesetzte rechteckige Goldplättchen), harigaki (mit der Nadel eingeritzte Zeichnung) und tsukegaki (plastischer Liniendekor). Der rechteckige Papierkasten mit flachem Stülpdeckel, der zur Aufbewahrung von Dokumenten genutzt wurde, entspricht in seinem Dekor dem Schreibkasten. In der Deckelinnenseite wird eine herbstlich anmutende, waldige Flusslandschaft mit aufgetürmten Bergkulissen und einem Wasserfall durch einen Pavillon unter einer mächtigen Zypresse akzentuiert. Den Hintergrund beherrscht der schneebedeckte Fuji-Berg. In den beiden flächig-malerisch aufgefassten Landschaften vermittelt eine fein differenzierte Farbgebung atmosphärische Tiefe. Die exakte und dichte, fast empirische Wiedergabe der dargestellten Landschaften vermischt sich mit einem der Tradition verhafteten gestaffelten Bildaufbau. Diese reizvolle kompositorische Mischung ist kennzeichnend für die späte Edo- und Meij-Zeit und schöpft aus westlich beeinflussten Maltendenzen des späten 18. und des 19. Jahrhunderts. Dies klingt auch in der deutlich sichtbaren Verwendung von Perspektive - vor allem bei der Schlossansicht - an. Der Einsatz der aufgesetzten Blattgoldquadrate für den Effekt von Lichtreflexen und die abgestufte Streuung des nashiji-Grundes zur Schaffung von Übergängen sind dabei ganz traditionelle Mittel, um atmosphärische Dichte entstehen zu lassen. Dies gilt auch für den Einsatz von fleckig gestreuten, feinsten Goldpartikeln, die Dunst über Bergen und Berghängen suggerieren. Die nach einer Zeit des Niedergangs um künstlerische Erneuerung bedachte Lackkunst der Meiji-Zeit erhielt einen bedeutenden Rückhalt durch den Kaiser Meiji (reg. 1868 bis 1912). Er war der größte und wichtigste Auftraggeber der Zeit. Die beiden vorliegenden Kästen waren ein Geschenk des Kaisers an den deutschen Arzt Erwin von Bälz, der von 1876 bis 1905 als Professor für Medizin in Tôkyô lehrte und zum persönlichen Arzt des Kaisers avancierte.
Erwin von Bälz brachte von seinem langjährigen Japanaufenthalt eine recht große Sammlung zahlreicher japanischer Bilder, aber auch Gegenstände des Kunstgewerbes zurück nach Deutschland, die er teils als Geschenke, teils im Handel erworben hatte. Neben seinen guten Verbindungen zum Kaiserhaus und fürstlichen Familien, pflegte Bälz ebenso den Kontakt zu japanischen Sammlern und Connaisseuren, die se

Ehem. Slg. E.H.Bälz, Berlin

Material/Technik

Schwarz-, Gold-, Silberlack und Zinn auf Holzkern, verschiedene Streulack-Techniken

Maße

Objektmaß: 4,5 x 22,3 x 24,4 cm

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Museum für Asiatische Kunst

Objekt aus: Museum für Asiatische Kunst

Die Geschichte des Museums für Asiatische Kunst reicht bis in die Brandenburgische Kunstkammer zurück, in deren Inventar bereits einige der heutigen...

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