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Gemäldegalerie Malerei Tafelmalerei [1627]
https://id.smb.museum/digital-asset/5655987 (Gemäldegalerie, Staatliche Museen zu Berlin CC BY-NC-SA)
Herkunft/Rechte: Gemäldegalerie, Staatliche Museen zu Berlin / Christoph Schmidt (CC BY-NC-SA)
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Diptychon mit thronender Madonna und Kreuzigung (Diptych with Madonna enthroned and crucifixion)

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Beschreibung

Das Berliner Diptychon gilt zu Recht als ein qualitativ herausragendes Beispiel unter den spärlich überlieferten gotischen Malereien des 14. Jahrhunderts. Als transportables und zudem mit zwei Schauseiten versehenes Werk war es potenziell für die private Andacht ebenso wie für die Zierde von Altären verwendbar; originale Eisenringe an der Oberkante ermöglichen die Aufhängung des Stücks. Auf der Rückseite des rechten Flügels, die im geschlossenen Zustand die Schauseite bildet, ist die Verkündigung an Maria mit formatfüllenden Figuren ohne jede Rahmung zu sehen. Vor dunkelgrünem Grund tritt der Erzengel Gabriel der Jungfrau entgegen, die sich von einem steinernen Thron erhoben hat. Als Bühne dient ein schmaler, steinerner Bodenstreifen; links über Gabriel befand sich ursprünglich Gottvater, der die Taube des Heiligen Geistes auf roten Strahlen zu Maria niederschickt, die mit erhobener Hand die Botschaft des Engels annimmt. Öffnet man die Flügel, erblickt man die Thronende Maria und die Kreuzigung Christi. Originale Rahmenprofile fassen die Bildfelder ein; sie sind mittels imitierter Emailplättchen und ehemals zahlreich eingesetzter Glasstücke wie eine Goldschmiedearbeit gestaltet. Den Grund der Bildflächen bedeckt ein in Pastiglia ausgeführtes Relief aus Ranken und Früchten, das jedoch vermutlich erst im 15. Jahrhundert über den ursprünglich glatten, punzierten Goldgrund gelegt wurde. Der linke Flügel ist aufgrund seiner Position auf der heraldisch rechten Seite und des großen Figurenmaßstabs als übergeordnet zu verstehen, und entsprechend kann das Programm des Diptychons in erster Linie als marianisch aufgefasst werden. Die Madonna sitzt als Himmelskönigin auf einem als Steinarchitektur gebildeten Thron, dessen Lehne mit einem goldenen Seidentuch bespannt ist. Christus fasst liebkosend an das Kinn der Mutter und wendet sich erschreckt von der Kreuzigung auf dem rechten Flügel ab, während Maria bekümmert wirkt. Beide geben so dem Vorwissen um das Leid bei der Erlösungstat Ausdruck. Die Kreuzigung Christi ist in deutlich kleinerem Maßstab als die Madonna gehalten. Christus hängt an einem Kreuz, dessen grüne Farbe es als »lignum vitae«, Baum des Lebens, kennzeichnet. Auf seiner rechten Seite stehen die Mutter und drei weitere Marien, auf seiner linken der Lieblingsjünger Johannes und der Prophet Jesaias, der die Szene nicht als historische, sondern alssymbolische Darstellung kennzeichnet. Mit der Kreuzigung ist seine Prophezeiung (Jesaia 53,5) erfüllt, die das Spruchband wiedergibt: »Er ist um unserer Missetaten willen verwundet worden«. Künstlerisch zeigt sich das Diptychon stark von französischer Malerei des späten 13. Jahrhunderts inspiriert. Die schlanken, eleganten Gestalten werden von faltenreichen, kunstvoll drapierten Gewändern umhüllt; Gesichter sind fein modelliert, aber nicht individualisiert. Draperien werden mittels heller Höhungen zu einer kraftvollen, reliefartigen Plastizität ausgearbeitet. Ihre Farben sind schön und gewinnen durch Lasuren Tiefe; Lüsterungen auf Blattgold stellen Goldstoffe dar. Eine eng verwandte Auffassung der Figuren, ein ähnliches Volumen der Faltenformationen und vergleichbare Ansätze zu einer Räumlichkeit finden sich ebenso in anderen Kölner Buch, Tafel- und Glasmalereien des späten 13. und frühen 14. Jahrhunderts. Genannt sei vorallem ein Fenster mit der Anbetung der Könige im Obergaden des Kölner Domchors;in diesem aus den 1290er-Jahren stammenden Werk gleicht die Muttergottes in Motiven, Faltenformationen und Gesichtstyp der Madonna des Diptychons ungemein. Eine Datierung des Diptychons um 1300 oder wenig später, d. h. ganz am Anfang der aus Köln überlieferten Folge von Tafelbildern, dürfte daher plausibel sein.| 200 Meisterwerke der europäischen Malerei - Gemäldegalerie Berlin, 2019 SIGNATUR / INSCHRIFT: rechts Innen Die Kreuzigung Christi: IPSE VULNERAT(US) EST PROPT(ER) INIQUITATES N(OST)RA(S) [Is.53,3]; rechts Außenseite Die Verkündigung an Maria: AVE MARIA GRACIA PLENA DO[MINUS TECUM]; links Außenseite Christusmonogramm: IHS :::::::::_ The Berlin diptych is rightly regarded as a qualitatively outstanding example of the very few surviving pieces of 14th-century Gothic painting. As a portable work painted on both sides, it could potentially be used both for private worship and as altar decoration; original iron rings fixed to the upper edge allowed the piece to be hung. The reverse side of the right wing, visible when the diptych is closed, depicts the Annunciation in a format where the figures fill the pictorial space without any kind of framing (fig. left). Against a dark green ground, the Archangel Gabriel appears to the Virgin, who has risen from a stone throne. A narrow strip of stone floor serves as a stage. Above Gabriel on the left, God the Father was originally depicted sending the dove of the Holy Spirit on red rays down to Mary, who is receiving the angel’s tidings with raised hand. When the wings of the diptych are opened, images of the Virgin Enthroned and Christ’s Crucifixion are revealed. The pictorial fields are framed by original relief frames made of imitated enamel plates and what was once a large number of pieces of glass inset in a manner akin to a work of goldsmithery. A pastiglia relief of climbing plants and fruits, probably added later in the 15th century, covers the original smooth, punched gold ground of the pictorial spaces. On account of its position on the heraldic right-hand side and the large scale of the figures, the left wing must be seen as the superordinate one; accordingly, the iconography of the diptych can be regarded as primarily Marian. The Madonna presides as the queen of heaven on a throne constructed as a piece of stone architecture, its backrest covered with a cloth of golden silk. Christ caresses his mother’s chin affectionately, turning away in fear from the crucifixion depicted on the right wing, while Mary looks on anxiously. Their expressions reveal that they already anticipate the suffering to be experienced during the act of redemption. The Crucifixion is depicted on a much smaller scale than the Virgin. Christ hangs on a green cross, the colour signifying that this is the lignum vitae, the tree of life. His mother and the three other Marys are standing to his right; to his left is his favourite disciple John and the Prophet Isaiah, signalling that the scene is not a historical but a symbolic depiction. The crucifixion represents the fulfilment of the prophecy (Isaiah 53:5), written on the scroll: “But he was wounded for our transgressions.” In artistic terms, the diptych seems to be strongly inspired by late 13th-century French painting. The slender, elegant figures are shrouded in artfully draped robes with many folds; their faces are finely modelled yet not individualised. The draperies achieve an effect of relief-like plasticity by means of light-coloured heightenings. Their colours are beautiful and the glazes lend them depth. Gold fabric is portrayed using glazes on gold leaf. Other book, panel and glass paintings from late 13th- and early 14th-century Cologne exhibit very similarly conceived figures, a similar volume of fold formations and the use of comparable methods to portray three-dimensionality. Specific mention should be made here of a window depicting the Adoration of the Magi in the clerestory of the Cologne Cathedral choir. In this work, dating from the 1290s, the Mother of God looks remarkably similar in terms of motifs, fold formation and facial type to the Madonna in the diptych. A date of the diptych to around 1300 or slightly later – right at the beginning of the surviving series of panel paintings from Cologne, in other words – thus seems plausible.| 200 Masterpieces of European Painting - Gemäldegalerie Berlin, 2019

Material/Technik

Eichenholz

Maße

Bemalte Bildfläche: 40,5 x 25 cm, Bemalte Bildfläche (Höhe x Breite): 40.5 x 25 cm, Bildmaß: je Flügel 49,6 x 34,2 cm, Bildmaß (Höhe x Breite): 49.6 x 34.2 cm, Rahmenaußenmaß: 50,1 x 68,5 cm, Rahmenaußenmaß (Höhe x Breite): 50.1 x 68.5 cm

Gemäldegalerie

Objekt aus: Gemäldegalerie

Die Gemäldegalerie besitzt eine der weltweit bedeutendsten Sammlungen europäischer Malerei des 13. bis zum 18. Jahrhunderts. Die Bestände umfassen...

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